Reiseberichte

Ecuador 2002
Schweiz / Frankreich 2001
Predigtstuhl Nordkante 2001
Singapur/ Malaysia 2000/2001
Reise durch Nordindien im Sommer 1998

 

Ecuador 2002  

Samstag, 14.09.02

Nachdem ich es die ganze Woche schon nicht mehr ausgehalten hab in der Arbeit vor lauter Reisefieber, ist es dann am Samstag um 04:30 Uhr soweit, dass der Wecker klingelt. Davor war ich noch bis halb zwei mitm Haschi aufm Volksfest in Pfaffenhofen, so dass der Kopf doch noch recht schwer ist.

Die Flüge klappen bis auf eine einstündige Verspätung in Madrid, die wir aber fast aufholen können, perfekt. In Quito angekommen läuft auch die Zollabfertigung und die Gepäckaufnahme problemlos.

Zum Glück ist Jörg auch wirklich da und wir lassen uns entgegen aller meiner Vorsätze von einer Schlepperin bequatschen und anhand Ihrer Fotos überreden in Ihr Hostel mitzufahren (free transport). Das stellt sich dann als echter Glücksgriff heraus, man hat einen super Blick über Quito, es ist nachts auch recht ruhig da oben und die restlichen Gäste, 2 Holländer- Mädels und ein Engländer sind auch sehr nett. Da der Engländer und wir Hunger, aber keine Lust haben, noch wo anders hinzugehen, macht und Jeanette (die Chefin) noch ein leckeres Abendessen.

Sonntag 15.09.02

Wir schlafen erst mal so richtig aus und gehen dann auf Erkundungstour in die Altstadt. Alles ganz nett. Die Plaza Independencia ist sehr schön, dort treffen sich auch viele Ecuadorianer zum Sonntagstratsch.

Langsam macht sich der Hunger bemerkbar und wir gehen frühstücken. Dazu gibt’s zwei hartgekochte Eier und einen seltsam dickflüssigen Saft, den wir aber später noch öfters bekommen.

Wir schlendern so durch einen relativ ruhigen Markt, als die erste negative Sache in Ecuador passiert: Wir haben uns gerade mit frischen Melonenschnitten versorgt, als es auf einer Kreuzung plötzlich und aus unerfindlichen Gründen recht eng hergeht. Anfangs halte ich es für einen normalen Stau, aber als ständig Leute vor und hinter mir wuseln, rumschubsen und Ihre Gehrichtung wechseln, kommt mir die Sache doch etwas seltsam vor. Jörg ist mittlerweile schon aus dem Gedränge raus und lacht sich einen ab, weil ich mich so blöd anstell. Irgendwann ist es aber bei mir dann auch vorbei mit der Erster-Tag-in-einem-neuen-Land-Höflichkeit und ich schubs einfach alle Leute, die mir im Weg stehen, zur Seite und eile aus dem Gedränge raus. Beim immer noch grinsenden Jörg angekommen, sehe ich sofort, dass seine gute Burton-Umhängetasche vorne aufgeschlitzt ist. Als ich ihm das sag, vergeht ihm das Grinsen, aber auch ich check sofort mein Wimmerl (neudeutsch heißt das Hip-Bag) – Scheiße – die Reißverschlüsse sind offen und der Geldbeutel ist weg. Verdammte Kacke, das kann doch nicht sein! Ich hatte zum Glück mein Fleece-Hemd und die Fleece-Jacke um die Hüften gebunden, so dass bei genauerer Untersuchung plötzlich der Geldbeutel auf den Boden fällt. Halleluja! Wir kontrollieren noch mal alles und können keine Verluste feststellen. Was für ein Glück! In Zukunft werd ich mich vor Leuten, die eine Decke über dem Arm hängen haben, in acht nehmen, das hab ich nämlich schon registriert, dass zumindest eine Frau so vorbereitet war. Ich dachte, solche Dummheiten passieren nur im Bekanntenkreis von meiner Oma, wenn die Damen auf Romreise sind oder so, aber man lernt nie aus…. Außerdem war es natürlich total dumm von uns, mit einem Melonenschnitz in der einen und der Kamera in der anderen Hand durch die Gegend zu eiern. Als wir uns vom ersten Schrecken erholt haben, gehen wir noch zur Kathedrale rauf und bekommen von zwei Amis den Tipp auf den Turm raufzugehn, weil man dort eine spitzenmäßige Aussicht hätte. Wir gehen rauf und sind echt positiv überrascht. Man geht praktisch zwischen dem Gewölbe und dem Dach der Kathedrale über einen Steg und dann über senkrechte Leitern, bei deren Anblick die deutsche Baubehörde Amok laufen würde, bis ganz oben in den Turm, von wo der Ausblick echt fantastisch ist.

Da uns Jeanette gesagt hat, dass es am Äquatordenkmal (Mitad del Mundo) heute einige Feierlichkeiten geben soll, fahren wir mit dem Bus dorthin. Ist ganz nett, aber im großen und ganzen nur eine Touri-Attraktion, wenn auch gleichermaßen für die ecuadorianischen Touris und nicht nur für die Gringos. Wir fahren wieder heim, kaufen was zum Essen und kochen einen gigantisch schlecht, weil nur nach Chili schmeckenden Chili-Bananen-Reis. (Jörg, die zweite Chili-Schote war dann doch zuviel!)

Montag, 16.09.02

Heute starten wir nach einem Frühstück im Restaurant ums Eck zum Instituto Geografico Militaire (IGM), von dem es die einzigen zum Trekking und Bergsteigen akzeptablen Karten von Ecuador gibt. Zu unserem Erstaunen, sind sie günstiger als erwartet (2 $ pro Karte), aber leider ist die wichtigste Karte, die wir für unseren Oyacachi-Trek gebraucht hätten, vergriffen und wir müssen uns mit einer Kopie begnügen, bei der man nie weiß, ob eine Linie ein Weg oder eine Höhenlinie ist.

Danach schauen wir noch beim South American Explorers Club (SAMEXPLO) vorbei. Deren Infos sind für Nicht-Mitglieder nicht sehr befriedigend. Wir erfahren nur, dass in einer der Chimborazo-Hütten vor ein paar Wochen eine komplette französische Bergsteigertruppe ausgeraubt worden sein soll. Na Bravo! Da wir noch Spiritus brauchen, klappern wir noch einige Bergsportläden ab, die aber nichts haben. Im Bergsteigerbüro von Andisimo erfahren wir von Marco, einem Italiener, der in Heilbronn Touristik studiert und hier sein Praxissemester macht, dass er nichts von den Vorfällen gehört hätte. Vielleicht darf er auch nur nichts sagen, da das ja geschäftsschädigend wäre. In der Apotheke gegenüber erhalten wir nach vielen Erklärungen den “alkohol industrial”, wie der Spiritus hier wohl heißt. Auf dem Rückweg kaufen wir noch die restliche Trekkingverpflegung (Milchpulver, Haferflocken,…), packen im Hostel unser Zeugs zusammen und nehmen ein Taxi zum Busbahnhof. Dort sind wir wegen des Gewusels supervorsichtig und lassen unser Gepäck nicht aus den Augen. Um 14:00 Uhr fahren wir dann endlich los. Wir verklickern dem Busfahrer, dass wir auf der Passhöhe (Virgen de la Papallacta) bitte aussteigen wollen. Entweder hat er es nicht verstanden oder einfach verpennt, jedenfalls merken wir erst, als wir schon längst an der Passhöhe vorbei sind, dass es jetzt schon zu weit ist. Wir fahren bis zum Ort Papallacta durch, steigen dort aus und schauen erst mal recht dumm, weil das halt mitten in der Pampa ist. Dann sehen wir ein Polizeiauto, da gerade wendet um in Richtung Passhöhe loszufahren. Wir halten es an, labern die zwei Polizisten mit unserer “Virgen de la Papallacta” voll, bis sie uns andeuten, dass wir uns auf die Ladefläche des Pick-Ups setzen sollen und los geht’s! In ca. 20 Minuten sind wir auf der Passhöhe angelangt. Nachdem wir den beiden lang und breit erklären, dass wir uns absolut sicher sind, dass wir genau hier her wollen, obwohl’s hier weder Hotel noch Geschäft gibt, laufen wir entlang dem Fahrweg, der zu den Antennas raufführt. Die Landschaft hier erinnert mich an die schottischen Highlands, viel Grün, viel Seen usw.

Laut unserem Buch verlassen wir an der letzten Linkskurve den Fahrweg und steigen in ein Tal ab. Da es schon langsam dunkel wird, steigen wir noch ab bis zu einem einigermaßen flachen und trockenen Platz zum Zelten und bauen unser Zelt auf. Ganz wohl ist uns nicht bei der Sache, mutterseelenallein in der Wildnis zu zelten, vor allem wegen der Geschichten von Raubüberfällen und so, aber als es richtig schön neblig und grauslig wird, fühlen wir uns schon sicherer, weil uns in dieser Suppe niemals jemand finden würde. Zum Abendessen gibt’s leckeres Nudelfertiggericht, wie in allen folgenden Tagen auch. Wir schlafen schon bald, allerdings nur bis Mitternacht, weil dann die Temperatur auf feuchtkalte 7 Grad gefallen ist und es im Schlafsack recht frostig wird ohne lange Unterwäsche.

Dienstag, 17.09.02

Es dauert noch sechs lange Stunden, bis es einigermaßen hell wird, wobei auch dann von Wärme oder gar Sonne nicht die Rede sein kann. Zum Frühstück gibt’s Haferbrei und Schwarztee. Leider klart es überhaupt nicht auf, es ist kalt, neblig und windig. Wir sehen nicht mal den See von gestern Abend unter uns, bis wir kurz vor seinem Ufer stehen. Eine gigantische Landschaft, fehlt eigentlich nur, dass irgendwo ein paar Dinosaurier auftauchen. Am See geht das Abenteuer erst richtig los, weil wir uns jetzt am linken Ufer entlang durch ca. 2m hohes Schilfgras kämpfen müssen und das einige hundert Meter den ganzen See entlang. Manchmal ist der Pfad so nah am Wasser und so abschüssig, dass man sich an den Schilfpflanzen festhalten und sein ganzes Gewicht daran hängen muss um nicht ein Bad im See zu riskieren. Das ganze ist umso knackiger, da man sieht, dass der See auf die ersten Meter nicht schön flach ist, sondern gleich richtig tief wird. Wäre nicht so angenehm, da reinzufallen! Nach dem See wandern wir auf einer Ebene, von der aus wir bald schon wieder zwei andere Seen zu Gesicht bekommen. Hier werden wir orientierungstechnisch erst mal richtig stutzig und müssen ernüchternd feststellen, dass wir am ersten Tag der falschen Wegbeschreibung im Führer gefolgt sind und demnach ins falsche Tal abgestiegen sind – Scheiße! Es gibt nämlich eine Eintages- und eine Viertagestour in dem Gebiet und wir sind der Beschreibung zur Eintagestour gefolgt. Zu allem Überfluss fängt es auch noch an zu regnen, was die Stimmung auf den Nullpunkt sinken lässt. Wir checken die Lage und beschließen uns quer durch die Pampa durchzuschlagen um ins andere, “richtige” Tal zu gelangen. Wir queren eine Ebene und steigen dann ca. 300 Hm auf, um einen Kamm zu erreichen, von dem aus wir einen guten Überblick gewinnen. Der Überblick sagt uns, dass wir noch eine Menge vor uns haben. Wir traversieren eine kleine Ewigkeit, bis wir im vermeintlich richtigen Tal sind. Da ich auf Nummer sicher gehen will, lauf ich ohne Rucksack eine Weile talaufwärts, weil dort ein See sein muss – und – oh Wunder – er ist wirklich da. Jetzt ist alles da, was wir für den richtigen Weg brauchen, ein Pfad, ein kleiner See über uns, ein großer See unter uns – perfekt. Mittlerweile sind wir schon 4 Stunden unterwegs und leicht fertig. Der Weg führt links um den See herum und dann soll irgendwann ein Pfad rechts abbiegen. Da wir die Abzweigung (eh klar) beim ersten Mal nicht sehen, hatschen wir rauf zu einem anderen See, bei dem wir aber dann ganz genau wissen, dass wir falsch sind.

Zu unserer Entschuldigung noch eine kleine Erklärung: Die Pfade sieht man in dieser Art von Graslandschaft eigentlich nur immer die nächsten Meter, da alles von riesigen, buschigen Grasbüscheln verdeckt wird. Nicht dass noch jemand meint, da sind zwei totale Flachlandtiroler und Navigationsdeppen unterwegs.

Also wieder zurück, nach dem richtigen Pfad Ausschau gehalten und – oh Wunder - es gibt wirklich eine Abzweigung, wenn auch kaum wahrnehmbar. Es geht zur Abwechslung wieder rauf zu einem See – dieses mal der richtige – und dann noch unendlich weit, bis wir (Dank Jörg, ich wär vorbeigelaufen) an den perfektesten und idyllischsten natürlichen Zeltplatz gelangen, den ich je gesehen hab: absolut eben, trocken, komplett mit weichem Moos bewachsen und schön von Schilfgras eingesäumt. Da wir noch Wasser brauchen und ich die Route für morgen erkunden will, mach ich mich noch mal auf die Socken, mit dem Ergebnis, dass sich die weitere Navigation als sehr schwierig erweist. Wir beschließen, erst mal die Nacht hier zu verbringen und morgen weiter zu sehen….

Mittwoch, 18.09.02

Die Nacht bringt erfreulicherweise warme 14 Grad, so dass uns zumindest nicht friert im Schlafsack, dafür regnet es aber. Am nächsten Morgen ist alles komplett zugezogen und es nieselt leicht. Sichtnavigation kann man getrost vergessen. Wir beschließen, bis 9:00 Uhr zu warten und dann eine Entscheidung zu treffen. Bis 9:00 Uhr erfolgt keine Besserung, also treten wir den Rückzug an. Selbst das erweist sich aufgrund der Sichtverhältnisse als schwierig, aber um 15:00 Uhr stehen wir wieder auf der Passhöhe und hoffen, dass auch mal ein Bus anhält. Wir müssen lange warten, dann nimmt uns ein Pick-Up hinten drauf mit. Zwischendurch regnet es mal ziemlich heftig, so dass das auch kein richtiger Spaß ist. Nach einer endlosen Fahrt auf der Stadtautobahn, bei der wir zeitweise keinen blassen Schimmer hatten, wo die uns hinfahren, gelangen wir in die Altstadt von Quito und von dort per Taxi ins Hostel. Dort erleben wir eine kleine Sensation: Es gibt zum ersten Mal heißes Wasser in der Dusche.

Donnerstag, 19.09.02

Ausschlafen und dann Fahrt Richtung Mitad del Mundo. Von dort weiter zu einem Kraterrand eines Vulkans (Pupulahua oder so), bei dem es aufgrund der verschiedenen Mikroklimas eine ziemlich reichhaltige Flora und Fauna geben soll. Die Landschaft ist zwar ganz nett, aber nicht atemberaubend und von Flora und Fauna sehen wir nicht viel. Dafür gehen wir dann noch mal ins Mitad del Mundo und schauen uns das Museum an, das wir beim letzten Besuch ausgelassen haben. Dort gibt’s eine ganz gute Ausstellung über die verschiedenen Bevölkerungsgruppen Ecuadors und in einem Nebenmuseum erfahren wir ziemlich interessante Dinge über den Sonnenkult der Inkas, die damals schon auf einem Berg in der Nähe von Quito genau auf der Äquatorlinie bei 0 Grad eine Kultstätte errichtet haben. Außerdem wurden angeblich alle Kirchen in Quito auf alten Sonnentempeln errichtet, so dass sich teilweise sehr mysteriöse Beleuchtungssituationen in den Kirchen ergeben (die Illuminaten und Indiana Jones lassen grüssen). Bei der Rückfahrt nach Quito schlägt sich der Stress und die Anstrengung der letzten Tage nieder und ich bekomm ziemliche Kopfschmerzen, hab keinen Appetit mehr, nur eine Ananas kann ich abends mit Genuss verspeisen. Danasch ist noch Packen angesagt, da wir am nächsten Morgen zum Cotopaxi losfahren wollen. Den Illiniza Norte lassen wir aus, weil wir verhindern wollen, dass uns die Motivation verloren geht. Dafür planen wir mit einem Tag länger zur Akklimatisation auf der Hütte ein.

Freitag, 20.09.02

Per Taxi geht’s zum Terminal Terrestre und von dort per Bus zur Kreuzung an der Nationalparkstrasse und mit einem weiteren Bus zum Eingang des Nationalparks. Dort drücken wir die 10 $ Gebühr ab und können mit einem Landrover eines zufällig vorbeikommenden Bergführers für 5 $ pro Nase zum Parkplatz des Refugio mitfahren. Vorher fährt er uns noch zur Laguna, von wo aus man ziemlich gute Fotos vom Cotopaxi machen kann. Vom Parkplatz sind es noch 300 Hm zum Refugio (4800 m), die wir locker bewältigen, uns aber dennoch vorsichtshalber eine Runde ausruhen. Bis jetzt haben wir keine Höhenprobleme, weswegen wir auch für den Nachmittag beschließen bis zum Gletscherrand auf 5100 m aufzusteigen und den Einstieg zum Gletscher zu suchen. Wir sind insgesamt 4h unterwegs, was anscheinend zu lang ist, weil ich beim Abstieg ziemlich Kopfschmerzen krieg, leider wieder mal so stark, das ich keinen Appetit habe -> ab ins Bett und ausruhen.

Samstag, 21.09.02

Pünktlich um Mitternacht fangen alle zu Räumen und zu Packen an. So richtig gut geht’s mir immer noch nicht, deshalb fällt von meiner Seite die Entscheidung nicht loszugehen und noch einen Tag zu warten -> weiterschlafen. Die Entscheidung war im Nachhinein völlig richtig, da es am Morgen mir zwar wieder besser, aber Jörg dafür nicht so gut geht.

Wir schlafen erst mal richtig aus, essen uns richtig satt und steigen dann am Nachmittag erneut zum Gletscherrand auf. Wir bleiben nicht lange, steigen wieder ab und sind gespannt ob’s Kopfweh kommt oder nicht … und es kommt nicht! Aufgrund dieser Tatsache fühlen wir uns gut akklimatisiert und sind voller freudiger Erwartungen für den nächsten Tag.

Sonntag, 22.09.02

Die ersten Irren fangen diese Nacht schon um 23:00 Uhr an mit Packen und Aufstehen. Das reißt natürlich alle anderen mit und im Nu ist die ganze Hütte auf den Beinen. Nach dem Frühstück und dem Abfüllen der Wasserflaschen gehen wir um 0:35 Uhr an der Hütte weg. Zum Gletscherrand brauchen wir eine gute Stunde, legen Seil und Steigeisen an und marschieren weiter. Der Beginn ist zunächst unerwartet steil, was bis auf wenige flache Zwischenpassagen auch so bleibt -> ANSTRENGEND!

Bei ca. 5300 m meldet sich mein Kopf bei mir (mit Kopfschmerzen), aber es ist so kalt, dass ich das kaum spür. Der Aufstieg ist echt total anstrengend, es pfeift ein eisig kalter Wind und an die wärmende Sonne wage ich noch gar nicht zu denken. Ab und zu schaue ich auf den Höhenmesser, der sich zwar konstant, aber viel zu langsam nach oben bewegt. Ich versuche einen ganz gleichmäßigen, langsamen Schritt zu gehen, aber Jörg braucht trotzdem immer wieder Verschnaufpausen. Als wir an dem steilen Absatz kurz vor dem Gipfelaufschwung stehen, hab ich dieses seltsame Erlebnis, das mir die ganze Sache ganz schön unheimlich erscheinen lässt. Als ich vor dem Steilaufschwung stehen bleibe und darauf warte, dass die eine Seilschaft rauf und die andere runtergeht, hab ich plötzlich so was wie einen Blackout und das Gefühl, dass ich im wahrsten Sinn des Wortes neben mir stehe und den Ralph, der da steht, wie ein Außenstehender betrachte. Das ganze dauert nur ganz kurz, aber es ist total unheimlich – ein ganz besonderer Bewusstseinszustand, den ich so noch nie vorher erlebt habe….

Aber ich hab eh keine Zeit, da groß drüber nachzudenken, weil der Steilaufschwung frei ist und wir da rauf müssen. Jetzt sind’s noch ca. 50 Hm zum Gipfel, die sich aber zu einer Ewigkeit ziehen. Jörg verliert ein Steigeisen. Ich verfluche die verdammten Riemensteigeisen mittlerweile, vor allem weil sie auf Jörgs Schuhen, die nur bedingt steigeisenfest sind, nicht sauber halten. Wir befestigen es wieder und hoffen, dass es bis zum Gipfel hält. Nach einigen Metern kommt von Jörg wieder die Meldung, dass ich anhalten soll, weil was mit seinen Eisen nicht stimmt. Verdammte Scheiße! Ich schau zurück und sehe, dass – diesmal das andere Eisen – zur Hälfte an seinem Fuß hängt und die andere Hälfte 5m hinter ihm im Schnee liegt. Oh Mann, wenn da am Eisen jetzt was gebrochen ist, dann kann das ja ein lustiger Abstieg werden! Jörg ist grad irgendwie total fertig und liegt regungslos im Schnee, bei mir sammeln sich die letzten Kräfte – uns fehlen noch ca. 20 Hm zum Gipfel. Zum Glück ist nur das vordere vom hinteren Teil ausgehängt, was sich schnell wieder reparieren lässt. Also die Eisen wieder zusammengebaut, angeschnallt und weiter geht’s…

Irgendwas riecht plötzlich ganz komisch nach Schwefel und da ich den Geruch im Zusammenhang mit Bergsteigen nur kenne, wenn Eisen auf Stein schlägt/reibt oder beim Steinschlag, wird mir ganz mulmig zumute, bis Jörg hinter mir sagt “Hier muss doch der Krater jetzt irgendwo sein, es riecht ja schon nach Schwefel”. Erst da kapier ich, dass das der Schwefelgeruch aus dem Krater sein muss.

Während ich mir über den Schwefelgeruch Gedanken mache, gehen wir die letzten Meter und irgendwann geht’snicht mehr höher hinauf – wir sind auf dem Gipfel des Cotopaxi auf 5897 m angelangt!

Da die Anstrengung monströs bis grausam war und die (vorläufige) Erleichterung ziemlich groß ist, schießen mir erst mal die Tränen in die Augen. Das viel beschriebene Gipfelglück ist voll da – die Endorphine werden geradezu in die Blutbahn geschossen – da kommt Freude auf! Der Rundblick ist atemberaubend: Im Norden ist es frei, da sieht man bis Quito, im Süden der Blick in den Krater. Unter uns ist alles wie in weiße Watte verpackt, nur die großen Vulkane (Cayambe, Antizan, Chimborazo) schauen aus dem Wolkenmeer heraus. Jetzt schnell die Gipfelfotos machen und dann nichts wie wieder runter: Die weiß-blaue Rautenfahne weht am Schaft von meinen Eispickel, wie lang hab ich mich da drauf gefreut….

Der Abstieg beginnt genau so schwer, wie der Aufstieg geendet hat. Im Schneckentempo gehen wir nach unten. Wenigstens ist die Belastung auf die Steigeisen jetzt andersrum, so dass die bei Jörg jetzt halten. Als wir über die Steilstufe abgestiegen sind, schlagen sich die Kopfschmerzen endgültig und so stark auf den Magen durch, dass sich ein Grossteil meines Mageninhalt ins ewige Eis einer Gletscherspalte ergießt.

Beim weiteren Abstieg hab ich dann meine zweite “Bewusstseinsstörung”. Ich falle beim Absteigen in mitten unterm Gehen in einen Sekundenschlaf – der Schlafentzug der letzten Tage und die Anstrengung haben da wohl volle Arbeit geleistet. Ist zwar, wie beim ersten mal, gleich wieder vorbei aber trotzdem sehr strange. Zum Glück sind wir nicht die letzte Seilschaft am Berg, denn sonst hätt ich richtig Schiss gehabt. Eine Gruppe Japaner ist noch hinter uns und noch zwei Zweier-Teams. Der Abstieg dauert eine Ewigkeit und trotz der mittlerweile aufgegangenen Sonne ist es immer noch lausig kalt, da uns ein strenger Wind um die Ohren pfeift.

Zu allem Überfluss machen sich jetzt auch noch unsere Dickdärme bemerkbar und wer schon mal am Gletscher aufs Klo musste, der kann sich vorstellen, wie angenehm es ist sich bei Eiseskälte aus dem Klettergurt und den verschiedenen Schichten Kleidung zu schälen um seine Geschäfte zu verrichten….

Irgendwann (Lichtjahre später) sind wir am Gletscherausstieg angelangt, den wir zum Glück zügig durchqueren können.

Als wir auf dem Sand des Vulkans stehen, lassen wir uns erst mal umfallen und machen ein Nickerchen. Auf dem weichen Lavasand ist der weitere Abstieg zur Hütte relativ einfach. Vor der Hütte liegen wir wieder in der Sonne, unfähig uns zu bewegen. Dann ziehen wir irgendwann ins Lager um. Da es mir aber immer noch nicht wirklich besser geht, kann ich mich nicht richtig erholen und dränge auf einen raschen Abstieg zum Parkplatz und Rückfahrt nach Quito. Am Parkplatz steht das Taxi eine Franzosen, der in Peru lebt, hier Urlaub macht und sich das Taxi komplett gechartert hat. Der fährt nach Quito zurück und da der Preis akzeptabel ist (10 $ pro Nase), fahren wir bis vors Hostel mit. Dort ist die Dusche schon wieder warm, was einen die Strapazen leichter vergessen lässt und auch meine Kopfschmerzen sind – wie erwartet – weg.

Montag, 23.09.02

Da wir einen Haufen schmutziger Wäsche haben, beschließen wir einen Tag in Quito zu bleiben und waschen zu lassen. Wir schlafen richtig aus und machen uns dann auf den Weg nach Otavalo. Die Stadt ist ganz nett und verschlafen und es gibt anscheinend jeden Tag ein paar Marktstände, die die Wollpullover, Hängematten und das ganze andere Zeugs verkaufen. Ich kauf mir zwei echt kuschelweiche Alpacca-Pullover und eine Mütze, da ich meine geliebte Mammut-Windstopper-Mütze wohl auf der Hütte irgendwo verschlampt habe.

Sonst passiert nichts erwähnenswertes.

Dienstag, 24.09.02

Mit frischen Klamotten und ohne alle Bergausrüstung starten wir unsere “normale” Rundreise mit dem ersten Ziel Latacunga, wo heute ein Fest zur Ehren der “Virgen de la Mercedes” stattfindet, auch “Mama Negra”-Festival genannt, bei dem sich christliches mit indianischem Brauchtum in einem christlichen Fest vermischt haben.

Im Bus nach Latacunga treffen wir Nico, einen 23jaehrigen aus Latacunga, der in Quito arbeitet und zu den Feierlichkeiten nach Hause fährt. Wir verabreden uns mit ihm und seinen Freunden und schauen den Umzug an. Dabei werden wir, als Touris natürlich prädestiniert für so was, “gereinigt” oder besser geläutert. Das sieht so aus, dass 3 verkleidete Gestalten um einen rumtanzen, zwei klopfen einen mit einer Art Geweih und einem Stab ab und der dritte nimmt einen Mund voll irgendeines milchigen Zeugs aus einer Flasche und bespuckt einen damit ordentlich. Ansonsten laufen halt ständig Einheimische mit der Schnapsflasche rum und schenken aus. Der Rest ist eine Mischung aus riesengroßem Faschings- und Trachtenumzug mit den Leuten aus der ganzen Region, die in Ihren verschiedenen Trachten gekommen sind.

Das ganze fing bereits um fünf am Nachmittag an, so dass wir um neun Hunger bekommen, mit Nico und einem Freund von ihm einen Hamburger essen gehen und dann beschließen uns von den Socken zu machen, weil erstens Jörg schon ziemlich am Ende ist (er hat anscheinend einiges mehr erwischt als ich mitgekriegt hab) und zweitens, weil uns die Burschen doch nicht so 100%ig geheuer sind und ständig nach unserer Kamera gefragt haben. Na ja, wir machen jedenfalls mit Nico aus, dass er uns am nächsten Tag um 10:00 Uhr abholt um uns “seine Stadt” Latacunga zu zeigen.
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Kleiner Exkurs über das Reisen zu zweit:

Da ich zwar ein Gefühlstrampel, aber auch nicht ganz doof bin, hab ich die letzten Tage schon gemerkt, dass Jörgensen ziemlich gereizt und aggressiv ist, was ich nach gründlicher tiefenpsychologischer Analyse darauf zurück führe, dass ihm sein Astdridl halt schon sehr fehlt -> großes Verständnis. Da aber auch ich nichts dafür kann, dass sie nicht dabei ist, lass ich mich auch nur ungern anmotzen und bin schon etwas genervt. Als nun Mr. Obersuff drei mal nachts aufsteht, das Licht anmacht und ewig rumpoltert um aufs Klo zu gehen, sage ich ihm mal meine Meinung in einer etwas härteren Tonart – das wirkt! Am nächsten Morgen bin ich, als Jörg aufwacht gerade beim Duschen. Später gesteht er mir, dass er schon voll Schiss hatte, ich war abgehauen und allein weitergereist -> Grins!
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Mittwoch, 25.09.02

Wie ich schon fast erwartet habe, taucht Nico um 10:00 Uhr nicht auf, das ist uns allerdings auch nicht so unrecht, weil wir dann zum Vulkankratersee von Quilotoa fahren. Da wir erst um 10:30 loskommen, ist die Frage, ob wir es am selben Tag noch zurück schaffen, schon vorprogrammiert. Die Hinfahrt ist erst mal sehr “urtümlich”. Mit uns sind neben Gemüse und Obst aller Art auch lebendige Hühner und Hunde mit an Bord. Die meisten Leute fahren vom Markt heim oder so und dass Wasser bei der Landbevölkerung hauptsächlich zum Trinken da ist, riecht man auch! Ich will damit nicht sagen, dass wir sauberer waren, aber unsere chemischen Duschen (Deospray) wirken halt doch Wunder. Die Fahrt geht hinauf und hinein ins Hinterland. Auf etwa halber Strecke hält der Fahrer plötzlich an, steigt aus und ein Junge, der unserer Meinung nach ca. 14 Jahre alt sein dürfte, übernimmt den Bus und fährt von da an mit professioneller Gelassenheit 20 Leute über die meist schlechte Schotterpiste.

Kurz vor zwei kommen wir am Kraterrand an, gerade noch rechtzeitig um Fotos zu machen. 10 Minuten später zieht es zu und alles ist nur noch eine Nebelsuppe mit nicht mehr als 100 m Sichtweite.

OK, Ausflug beendet. Die nächste Aufgabe ist die Organisation der Rückreise. Wir treffen ein amerikanisch-holländisches Paar (Lesley und Jeffrey), die auch nach Latacunga zurück wollen. Nach einer kleinen Stärkung in einer Art Rauchkuchl (offenes Feuer, hust) gehen wir zur Fuß zur nächsten Kreuzung los. Ein Pick-Up kommt uns entgegen der uns auf dem Rückweg mitnehmen kann. Mittlerweile ist es so kalt und neblig, dass sich an der Fleece-Jacke und an den Haaren Wassertropfen bilden. Endlich kommt der Pick-Up! Das Problem ist nur, dass er in seiner Fahrerkabine nur noch zwei Sitzplätze hat und hinten drauf sind die windgeschützten Plätze auch schon weg. Lesley darf als Frau natürlich vorne rein, das ist klar und bevor wir lang überlegen, springen Jörg und ich hinten drauf. Die ersten Kilometer geht’s noch, aber dann wird es schon sakrisch kalt und als wir nach langen 20 km Fahrt aussteigen, rechne ich fest mit einer Erkältung für den nächsten Tag. Eine Mini-Tasse Tee in einem ziemlichen Drecksloch, für die die Wirtin 50 Cent will, aber nur 25 kriegt, weil wir uns nicht verarschen lassen, wärmt uns wieder etwas, verfeindet uns aber mit der Wirtin. Tja die verdammten Gringos lassen sich nicht alle abzocken!

Um 17:30 Uhr kommt dann endlich der Bus, der uns nach Latacunga zurückbringt. Dort gibt’s dann noch ein leckeres Hühnchen mit Reis und Pommes.

Donnerstag, 26.09.02

Wir fahren zum Morgen-Markt nach Saquisili, was ein echtes Erlebnis ist. Von abgetrennten Rinds- und Schweinsköpfen über Obst und Gemüse, Wollwaren aus Otavalo, Werkzeug und selbstgemachten Gewehren gibt’s dort alles, was man sich vorstellen kann. Wir machen Hüftschüsse wie die Wilden, von denen ich schon gespannt bin ob die was werden! Nachmittags fahren wir mit dem Bus über Ambato nach Banos.

Freitag, 27.09.02

In Banos leihen wir uns MTBs aus und wollen die 20 km bis zu den Rio Verde-Wasserfällen fahren (nur bergab und gerade, nach dem Cotopaxi keine körperliche Anstrengung mehr, bitte!). Zwischendrin gibt’s noch ein paar andere Wasserfälle. An einer Mini-Seilbahn über eine Schlucht treffen wir Robert und Peter aus Hessen wieder, die wir von der Cotopaxi-Hütte her schon kennen. Mittags essen wir sehr leckeres Churasco, bei dem die Besatzung des Militärhubschraubers gegenüber für 3 Essen weniger bezahlt, als wir für zwei – das ist die Gringo-Tax!

Als wir die Rio Verde- Fälle besichtigt haben und uns von den herabstürzenden Wassermassen wirklich beeindrucken ließen (da hat sogar die Aussichtskanzel gezittert), sitzen wir noch eine ganze Weile mit Robert und Peter bei einem Bier in der Sonne und reden über Gott und die Welt.

Da wir uns ja körperlich nicht anstrengen wollen, heuern wir einen Lastwagen an, der uns mit sechs anderen Radlern zurück nach Banos fährt. Die Fahrt hinten auf der Ladefläche macht sauviel Spaß, die Haare wehen im Fahrtwind und wenn der LKW in einer Kurve gefährlich nahe am Abgrund fährt und man in der Schräglage meint, dass die ganze Ladeplattform gleich in die Schlucht runterkippt, ist das schon recht aufregend.

Abends gehen wir mit Robert und Peter noch mexikanisch essen und danach mit ihnen, zwei Mädels aus Schrobenhausen (ja, die Welt ist ein Dorf) zwei Kiwis und einem australischen Langzeit-Traveller in eine Bar. Ich verabschied mich um 1:00, Jörg braucht natürlich seine Extra-Ration Party und kommt erst gegen 04:00 oder so ins Hostel zurück.

Samstag, 28.09.02

Ausschlafen, Frühstücken (endlich mal ein gscheites Müsli statt dem ewigen Rührei). Per Bus geht’s nach Riobamba, wo wir in einem zwar heruntergekommenen, aber eigentlich sehr schönen alten Hotel mit 5m hohen Räumen unterkommen. Wir kaufen die Zugtickets für morgen, besuchen noch einen kleinen Aussichtshügel, checken unsere mails in einem Internetcafe mit sensationell langsamer Verbindung und gönnen uns dann noch eine Pizza.

Sonntag, 29.09.02

06:00 Uhr aufstehen. Da mein kleiner Wecker leider eine Dreiviertelstunde nachgeht, verpassen wir beinahe den Zug. Sakradi, wie kann mir so was passieren? Am Anfang find ich’s echt lächerlich, da nur Touris wie die Hennen auf der Stange auf dem Zugdach sitzen und man kann sich sogar für 1 $ ein Kissen mieten, ist das schlecht!

Der landschaftlich schönste Teil der Strecke ist der von Riobamba nach Alausi. Zwischendrin gibt’s bei einem Zwischenstopp superleckere panierte und frittierte Bananen zu kaufen, die ich im nachhinein für meine Magenbeschwerden der folgenden Tage verantwortlich mache. Der letzte Teil der Strecke an der Teufelsnase (Nariz del Diablo) vorbei, der in allen Reiseführern als eines der Highlights in Ecuador beschrieben wird ist leider nur ein Hin- und Herrangieren in einem heißen Tal ohne landschaftliche Reize. Zurück in Alausi nehmen wir einen Bus in Richtung Cuenca, steigen aber in Canaris aus, weil wir am nächsten Tag noch nach Ingapirca wollen, den bedeutendsten Inca-Ruinen Ecuadors.

Montag, 30.09.02

Wir fahren relativ früh nach Ingapirca und sind um 09:00 Uhr dort. Erst mal müssen wir 6 $ abdrücken, dafür gibt’s dann im Museum auch kein Licht und nur sehr wenige englische Beschriftungen. Die Anlage an sich ist ungefähr so sehenswert wie die Römer-Ausgrabungen in Weißenburg – nicht mehr und nicht weniger.

Einigermassen enttäuscht nehmen wir den nächsten Bus Richtung Cuenca, tauschen dort Traveller-Schecks um und essen was, bevor wir weiter nach Guayaquil und dann nach La Libertad fahren, weil das der Knotenpunkt für die Weiterreise nach Montanita ist. In La Libertad hab ich nachts ziemliche Magenkrämpfe und wir sind im bis jetzt miesesten Zimmer der ganzen Reise untergebracht – fensterlos, muffig und nur mit Ventilator.

Dienstag, 01.10.02

Schon bevor Marktstände oder Restaurants aufmachen fahren wir nach Montanita los, wo wir um 10:00 Uhr ankommen. Ist ein nettes und aufgrund der Nebensaison total verschlafenes Dorf, nur die Sonne fehlt. In Montanita ist die Hauptbeschäftigung das Abhängen in den Hängematten. Wir laufen aber noch etwas am Strand lang und Jörg probiert Wellenreiten aus.

Mittwoch, 02.01.02

Heute hab ich mir vorgenommen nur “leichte” Kost zu mir zu nehmen, damit meine Magenschmerzen vielleicht mal verschwinden. Schaff’s leider nur bis Mittag mich dran zu halten, der Fisch am Abend ist zu verlockend. Sonstiges Programm: Abhängen in den Hängematten.

Donnerstag, 03.10.02

Nach dem Frühstück fühlt sich mein Magen ganz gut an, hoffentlich bleibts so! Wir starten den Tag erst mal mit etwas Abhängen in den Hängematten, aber irgendwie ist der Tag heute noch trüber und trostloser als alle anderen bisher. Daher entschließen wir uns gegen 10:00 Uhr einfach Richtung Atacames in die nördlicheren Küstengebiete aufzubrechen, da der Strand dort auch ganz gut, vor allem aber das Wetter besser sein soll. Wir packen, bezahlen und gehen zur Bushaltestelle, wo uns nach 30 Minuten ein Bus nach Jipijapa mitnimmt. Fast ohne Unterbrechung geht’s weiter nach Porto Viejo und von dort nach Santo Domingo. Hier bleiben wir die Nacht über, weil’s schon 21:00 Uhr ist, als wir ankommen.

Freitag, 04.10.02

Wir brechen früh auf, sind bereits um 11:00 Uhr in Esmeraldas und um 12:00 in Atacames. Dort checken wir im Hotel Vista Hermosa ein und haben, wiederum dank Nebensaison erst das ganze obere Stockwerk, später das ganze Hotel für uns. Der erste Eindruck von dem Ort ist für mich ziemlich schlecht. Eine lange Strandpromenade mit vielen Restaurants und einer Strandbar neben der anderen, die sich gegenseitig mit der Lautstärke ihrer Musikanlagen zu übertönen versuchen, dabei sind kaum Touristen unterwegs, Ecuador halt! Am liebsten würd ich gleich nach Quito zurückfahren, zu den Las Puntas trekken und einige von ihnen erklettern. Nachmittags sind wir in einem sündteuren Internetcafe und Jörg entnimmt dem Wetterbericht, dass die nächsten und letzten uns verbleibenden Tage für Quito und Umgebung Gewitter und Stürme vorausgesagt sind, für Atacames dagegen nur halbbewölkt, also bleiben wir hier. Wir entdecken im Hotel “unseren Balkon”, ein außen liegender Gang zu zwei Zimmern, der aber infolge fehlender Gäste nicht genutzt wird. Dort richten wir uns häuslich ein und nach einigen Cuba Libres mit dem guten Estelar-Rum schaut die Welt schon ganz anders aus….

Samstag, 05.10.02

Die wichtigste Aufgabe ist heute die Suche nach einer Wäscherei, die ich dann als Lavanderia “zum Tucan” auch gefunden habe. Besitzerin ist, wie der Name fast schon vermuten lässt, eine Deutsche, die sich aber auf meine Frage hin, was sie veranlasst hat, sich hier nieder zu lassen und eine Wäscherei auf zu machen nur dahingehend äußert, dass das eine lange Geschichte sei…

Vormittags Balkonsession mit Lesen, nachmittags Strand, abends Balkonsession mit Cuba Libre.

Sonntag, 06.10.02

Vormittags Balkonsession mit Lesen, Frühstück heute (Sonntag) mit Milch! Heute bietet uns einer am Strand nicht nur Gras, sonder zur Abwechslung auch mal Frauen an, da wir aber unseren Focus derzeit auf andere Genüsse gelegt haben, frönen wir diesen mit einer guten Flasche Estelar, die sich mit Cola zu sehr vielen leckeren Cuba Libres verwandelt. Am Balkon erlegen wir noch eine dicke, fette Kakerlake.

Montag, 07.10.02

In der Früh zuckt die Kakerlake immer noch, so ein zähes Luder!

Heute haben wir einen echt harten Aktionstag mit sage und schreibe fünf Aktionen vor uns, der uns von der mit gnadenloser Härte herunterbrennenden Sonne noch erschwert wird.

Unsere Aktionen:

Wäsche aus Wäscherei abholen
Postkarte wegschicken
Busfahrkarte für Rückfahrt nach Quito kaufen
Zwei Edelstahlbecher kaufen
Cola kaufen

Nachdem sich Aktion 2 als undurchführbar herausstellt, da es weder Postamt noch Briefkasten in diesem Kaff zu geben scheint, wird diese gestrichen.

Alle anderen Aktionen können wir, der mörderischen Hitze tapfer die Stirn bietend, mit Bravour erledigen.

Ein weiteres Tages-Highlight ist dann noch die gemeinsame Jagd auf eine Kakerlake, die sich am Boden unter meinem Rucksack versteckt hat. In präziser Teamarbeit gelingt es uns, den Rucksack so schnell hochzuheben und die K. zu erschlagen, dass sie keine Möglichkeit zur Flucht hat.

Am Strand wird man heute sandgestrahlt, so ein Wind geht.

Abends machen wir noch ein paar Super-Romantik-Schmacht-Sonnenuntergangsfotos.

Dienstag, 08.10.02

Rückfahrt nach Quito. Unterwegs geht irgendwas am Bus kaputt, aber es sind ja zum Glück drei Leute von der Busgesellschaft an Bord, die den Schaden in eineinhalb Stunden wieder beheben können.

Mittwoch, 09.10.02

Jörg zischt in der Früh per Taxi ab zum Flughafen und ich fahr nach Otavalo, um noch Hängematten usw zu kaufen.

Donnerstag, 10.10.02

Reisebericht tippen, zum Iberia-Büro, Rückflug bestätigen lassen, Stadtbummel

Freitag, 11.10.02

Ausschlafen, ab zum Flughafen und back to Munich. Der Flug hat 4 Stunden Verspätung, dafür werde ich upgegraded und darf erster Klasse nach Madrid fliegen. Auch sehr angenehm. In Deutschland erst mal Temperaturschock! Oh mei is’ da kalt!

 

 
Schweiz/Frankreich 2001  

Ich war ja letztes Jahr schon mal im Wallis beim Bergsteigen, wo uns das Wetter allerdings nicht so richtig wohl gesonnen war. Also hab ich mir vorgenommen, heuer wieder da hin zu fahren. Als Alternative hätte ich noch eine Alpenüberquerung eingeplant, aber die Idee Bergsteigen hat sich in unsere Köpfe gesetzt und ist so langsam dahingereift... Meine Spezl Timmy (Christian) und Jörg konnten sich mit der Idee und dem Zeitplan auch anfreunden und so kommt es, dass wir am Samstag, 18.08. vollbeladen von München nach Saas Grund fuhren. Jörg hatte sich aus der Kurz&Fündig noch einen Tag vorher Eispickel, Helm, usw. gekauft, so dass wir alle mehr oder weniger vorschriftsmäßig ausgestattet waren. Der Wetterbericht für die nächsten Tage war nicht so erfolgversprechend, aber egal, wir sind einfach mal gutgelaunt losgedüst. Eigentlich wollten wir gleich am Anfang noch in Grindelwald vorbeischauen, um einen Blich auf die Eiger-Nordwand zu werfen, aber dann war ich wieder so schlau und war mir eh sicher, dass es an der eigentlichen Abzweigung nach dem Furka-Pass nicht weggeht und als wir es nach 20 km gemerkt haben, wollten wir auch nicht mehr zurückfahren. Also weiter Richtung Saas Grund. Zwischendurch musste ich noch feststellen, dass ein popliger Cheeseburger beim McDonalds in der Schweiz doch 4 DM kostet, aber was soll's, wir ham ja Urlaub! Am Campingplatz waren wir dann sehr positiv überrascht, weil die sanitären Anlagen echt gut waren und die Preise human. Zum Abschluss des Tages gab's noch einen leckeren Röstiteller. Am nächsten Morgen Sonnenschein, wie aus dem Bilderbuch! Wir testen unseren Spirituskocher und er kocht wirklich gut! Frühstücken geht erst mal ganz relaxed von statten und bis wir das Zelt abgebaut und alles gepackt haben, ist es Mittag. Von der Seilbahnstation in Saas Grund geht's jetzt los einige Stunden bergauf bis zur den Weissmiesshütten. Hier war ich letztes Jahr schon mal, aber weiter sind wir wegen Regen nicht gekommen. Um 3:00 Uhr früh soll Wecken für den Aufstieg zur Weissmies sein. Wir essen zu Abend und gehen schlafen, weil wir ja fit sein wollen. So um 2:45 gehen die ersten Wecker und eine allgemeine Unruhe macht sich breit. Also raus aus dem warmen bett und runter in die Gaststube, doch das witzige ist, dass die Wirtsleute noch gar nicht auf sind! Nach einigem Hin- und Her hat wohl jemand dezent bei Ihnen angeklopft, weil plötzlich standen sie - frisch aus dem Bett - in der Küche und fingen an Frühstück zu machen. Ein erster Wettertest ergab unterdessen: Nieselregen. Also gefrühstückt und noch mal einige Stunden ins Bett, bis es hell ist und man eine bessere Aussage über das Wetter machen kann. Als wir um 6:00 Uhr wieder aufstehen hat der Regen aufgehört, aber Nebel und Wolken ziehen umher. Wir entscheiden, zumindest die 3/4 Stunde bis zur Hohsaashütte zu gehen. Dort oben regnet es wieder leicht, es ist sehr ungemütlich. Wir warten in der Hütte, fragen einen Bergführer, was er zu dem Wetter meint und als er sagt, dass man da schon gehen kann, packen wir unsere 7 Sachen und marschieren gegen Mittag los. Der Gletscher ächzt ganz gewaltig, als wir unsere Steigeisen anlegen, aber der Weg liegt außerhalb des Gefahrenbereichs und so machen wir uns auf den Weg. Wir wissen, dass noch drei Seilschaften vor uns sein müssen, die schon vorher aufgebrochen sind. Der Aufstieg verläuft sehr gut, teilweise vorbei an meterhohen Eiswänden und durch ein Spaltenlabyrinth, das einem wunderschöne Einblicke in das Innere des Gletschers bietet. Leider fängt es dann langsam an zu schneien und es kommt Wind auf, so dass wir richtig im Schneesturm gehen. Ich hab immer noch ein sehr gutes Gefühl, weil das Gelände technisch wenig anspruchsvoll ist und man die Spur noch leicht erkennen kann. Mit gutem Zureden und einiger Sturheit gelingt es mir, meine Spezl solang zum Weitergehen zu Überreden, bis wir auf dem Gipfel stehen. Man musste sich den Weg hart erkämpfen, die Luft ist halt doch schon merklich dünner und das Wetter tut seins dazu. Am Gipfel (4023 m) gibt's dann das Geschenk Gottes für zähe Alpinisten: Genau für die Zeit, in der wir Brotzeit machen, reißt es auf und der Gipfelbereich wird von der Sonne erwärmt. Die Weissmies zeigt sich von Ihrer besten Seite. Rundherum sind zwar nur Wolken, aber uns wird wieder richtig warm. Es hört auch auf zu schneien und gestärkt und frohen Mutes machen wir uns an den Abstieg. Der verläuft bis auf meine stollenden Steigeisen ziemlich unproblematisch. Wir machen noch einige Fotos und kehren beim Rückweg noch mal in der Hohsaashütte ein. Dann geht's runter zu den Weismiesshütten und da wir glauben, noch halbwegs fit zu sein, packen wir gleich noch den Gesamtabstieg an. um halb zehn kommen wir schließlich am Parkplatz an, wo uns das nächste Abenteuer erwartet. Weil wir natürlich die Parkgebühr sparen wollen und unsere Versuche, die Schranke mit altbewährten Tricks zu überlisten, fehlschlagen, wir ein Alternativweg durch ein doch recht enges Gässchen eingeschlagen. Es geht gut voran, bis wir an der Schlüsselstelle ankommen. Scheiße, nichts geht mehr! zurück, es ist zu eng! Wie soll ich bitte mit dem Vollgepackten Wagen, wo ich nur die Seitenspiegel benutzen kann, zurückfahren durch dieses enge Gasserl??? Also noch mal ein Versuch nach vorne (Hätten wir doch die verdammte Parkgebühr bezahlt!!) In absoluter Präzisionsarbeit und Feinabstimmung zwischen Jörg und mir, gelingt es uns mit links und rechts ungelogen nicht mehr als 5 cm Platz, meinen Golf da durchzuschleusen! Halleluja! Dann sind wir noch müder und fallen förmlich in die Schlafsäcke, nachdem uns, laut Packungsangabe, 9 Portionen Spaghetti mit Tomatensauce wieder gestärkt hatten. Den Rest vom Urlaub gibt's jetzt nur noch in Kurzform, sonst werd ich nicht mehr fertig: Am nächsten Tag haben wir einen Ruhetag eingelegt und sind nachmittags nach Zermatt zum Matterhornanschauen gefahren. Zermatt ist ein furchtbar überteuertes Touriloch, es gibt lohnendere Ziele in den Bergen! Tags drauf sind wir ins nächste Dorf (Saas Fee) gefahren, von dort zur Mischabelhütte und aufs Nadelhorn (4327 m). Wiederum ein Supertag mit Sonnenaufgang am Gletscher, 300 km Fernsicht und rundrum so viele Viertausender, dass es einem ganz schwindlig wird! Aufgrund der spitzenmässigen Wettervorhersage haben wir uns dann entschlossen, gleich nach Chamonix zu fahren und dem höchsten Berg der Alpen einen Besuch abzustatten. Hütten gebucht und los geht's! Wir sind zu der perversesten Uhrzeit überhaupt um 0:45 Uhr aufgestanden und waren um 9 oder so am Gipfel (Für die Nicht-Bergsteiger: Am Mt. Blanc, 4807m). Dank bester Akklimatisation ohne Kopfschmerzen und Höhenkrankheit! Wiederum ein sehr schöner Tag, aber nicht zuletzt der Abstieg durch eine gigantische Gletscherlandschaft mit vielen offenen Spalten, Live-Lawinen in sicherer Entfernung und die Durchquerung eines Eisbruchs (Wow, das war echt aufregend!) machten diese Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis.

 

 

 
Predigtstuhl Nordkante 2001  

Dieses WE war ich mit Timmy auf der Hütte. War echt schön! Gestern hab ich das schärfste Ding überhaupt im alpinen Bereich gemacht. Wir sind auf den Predigtstuhl gegangen (bzw. mehr geklettert). Im Führer stand 3-4 Stunden. Mit An und Abstieg haben wir mit max. 7 Std gerechnet und sind deshalb um 7:00 Uhr losgegangen, damit wir vor den angekündigten Nachmittagsgewittern wieder unten sind. Beim Raufgehen kamen wir ganz gut voran, Problem war nur eine ziemlich gleich schnelle Seilschaft, die uns immer wieder in die Quere kam, so dass wir uns gegenseitig blockiert haben. Die Tour an sich war aber im Führer der anderen auch mit 5-6 Stunden angegeben, was der Realität schon mehr entspricht. Auf jeden Fall begann es kurz vorm Gipfel ziemlich zu regnen. Wir fassten nun alle vier den Entschluss, so schnell, wie möglich raufzugehen und dann schnell abzuseilen, was nur vom Gipfel aus geht. Dann kam die heftigste Stelle der ganzen Tour, die mit Klettern eigentlich nicht so viel zu tun hatte: Man musste auf dem Bauch liegend in einem horizontal verlaufenden Spalt einige Meter entlangkriechen. Rechts ging's einige hundert Meter runter, links verjüngte sich der Spalt, so dass nur der halbe Körper richtig Platz hat und alles total nass und glitschig. Ich war leider auch der letzte, der rüberging, weil Timmy ist ohne Ruchsack rüber und die anderen 2 benutzen unser Seil als Fixseil, waren also auch ganz gut gesichert. Ich war zwar am Seil, wäre aber bei einem Sturz erst mal einige Meter nach unten gependelt. So viel Schiss hatte ich noch nie beim Bergsteigen, das war echt der Hammer! Als wir diese Stelle schließlich gemeistert hatten ging's noch eine Seillänge bis zum Gipfel, es hörte auf zu regnen und wir machten uns ganz schnell auf die Socken zum Botzongkamin, durch den die Abseilpiste geht. Botzongkamin erreicht, die ersten beiden Seillängen klappen sehr gut, wir seilen immer mit 2 Seilen hintereinander ab, dann passiert es: Das Gewitter kommt zurück mit Hagel und Regen. Das ganze Wasser sammelt sich in diesem verdammten Kamin und uns übergießt ein Schwall von Hagel, kleinen Steinchen und Wasser. Zu allem Unglück lässt sich dann das Seil der anderen Seilschaft nicht abziehen - Scheiße! Wir versuchen es, hängen zu zweit am Seil, aber keine Chance. Wir haben aber gesehen, dass nach uns noch eine Seilschaft in der Abseilpiste ist, so dass die uns vielleicht helfen können, also warten wir. Es dauert eine endlose Zeit... Niemand! Das gibt's doch nicht, wo bleiben denn die dummen %&'$>.?! Es wird empfindlich kalt und wir sind nass bis auf die Haut (Mt. Kinabalu war ein Scheißdreck dagegen). Endlich die nachfolgende Seilschaft, Sie können das Seil etwas lockern, trotzdem geht es nur mit vereinten Kräften abzuziehen. Endlich flutscht uns das freie Seilende entgegen! Halleluja! Wir seilen bei strömendem Regen weiter ab und erreichen halbwegs festes Land unter den Füssen. Zum Glück hört der Regen auf! Jetzt müssen wir noch eine kurze Stelle seilfrei abklettern und sind dann in der steinernen Rinne, von wo es über den Eggersteig wieder zur Hütte geht. Mama hat sich natürlich furchtbare Sorgen gemacht, weil wir am Nachmittag um 3 wieder da sein wollten und um kurz vor 7 gekommen sind, aber nach einer warmen Suppe war wieder alles paletti und vergessen! Nachher sind wir noch aufs Jaggasn (Dorffest in SJO), wo' s aber nicht so toll war, weil wenige Bekannte von mir da waren. Sonntag haben wir geschlafen und sind nachmittags noch einige kurze Routen geklettert, bis es wieder zurück nach M ging!

 

 

 
Singapur/ Malaysia 2000/2001  

Borneo erfolgreich durchquert (reuter)

Letzten Meldungen zufolge ist es einem deutschen Expeditionsteam gelungen, die zu Malaysia gehoerende Insel Borneo zu durchqueren. Das Team mit wechselnder Besetzung aus Bayern und zeitweiser Unterstuetzung aus dem Lieblingsnachbarland Oesterreich kehrte heute gegen 12:00 Uhr Ortszeit zum Stuetzpunkt in Singapur zurueck. Um Ihnen die Realitaet moeglichst nahe bringen zu koennen, folgt ein Auszug aus dem Tagebuch eines der Expeditionsmitglieder:
Samstag, 16.12.00 Nach einem langen Flug von Muenchen ueber Frankfurt bin ich am Samstag in Singaqpur angekommen und wurde von Marco und seiner Freundin Joanne am Flughafen abgeholt. Auf der Fahrt vom Flughafen nach Gillman, wo mein Bruderherz wohnt, entpuppte sich Singapur als sehr gruene Stadt und nicht als graue Betonwueste, wie sie mir immer beschrieben worden ist. Auch das Appartement, in dem Marco zusammen mit zwei Deutschen und einem Australier wohnt gefaellt mir sehr gut. Es gibt einen grossen Aufenthaltsraum und alles ist sehr luftig und offen gestaltet (italienmaessig), kein Wunder, bei den hier herrschenden Temperaturen! Einziger Nachteil ist, dass direkt am Haus eine vierspurige Strasse vorbeigeht und der Geraeuschpegel dementsprechend hoch ist. Wo ich normalerweise nur das Rauschen eines Gebirgsbaches als Geraeuschkulisse gewohnt bin, natuerlich eine Riesen-Umstellung! Am Samstag Abend gibts noch ein kleines Sit-In mit Leuten aus den umliegenden WGs, bei dem auch unser Spezl Martin mit von der Partie ist, der naechste Woche zu uns stossen wird.
Sonntag, 17.12.00 Nach intensivem Ausschlafen und Zeug zusammenpacken gehts erst mal mitm Taxi zum Shuttle-Bus, der uns nach Johor Bahru (Malaysia) bringt, von wo wir nach Kuching (Borneo) fliegen. Bis wir endlich in Kuching angekommen sind und ein Hotel gefunden haben, ist es bereits dunkel geworden und weil Fast-Food in Malaysia ja so billig ist, goennen wir uns ein Abendessen im Pizza Hut.
Montag, 18.12.00 Heute gehen wir erst mal ins Museum von Kuching, das wirklich tolle Ausstellungen ueber die Tierwelt, die verschiedenen traditionellen Baustile der Langhaeuser von Sarawak, u.v.m. hat. Nach dem Mittagessen versuchen wir krampfhaft noch irgendwas anzuschauen, aber irgendwie bietet halt Kuching nicht mehr und so sitzen wir an der Uferpromenade herum, lesen und ranzeln in den Tag hinein.
Diesntag, 19.12.00 Heute gahts weiter entlang der Kueste von Borneo. Von Kuching fahren wir mit dem Bus zum Faehrenterminal und weiter mit der Faehre nach Sibu. Auf der Fahrt gibts alle Arten von Gewaltvideos zu sehen. Von Hong-Kong-Kung-Fu-kampffilmen ueber Desperado (geschaetzte 514 Tote) bis zum WWF-Wrestling. Und die Malaysier stehen halt voll drauf! Zwischendurch ist es echt interessant, sich auch mal von den spannenden Filmen loszureissen und aus dem Fenster zu schauen, wo es die dreifach uebereinander geklebte Sonnenschutzfolie erlaubt. Eine Dschungellandschaft, wie man Sie sonst nur aus dem Fernsehen kennt, zieht draussen vorbei. In Sibu muessen wir dann feststellen, dass die Stadt auch nicht viel mehr als eine Stadt mitten im Dschungel ist, so dass wir am Nachmitag den neuen Schwarzenegger (6th day)anschauen und mit dem Nachtbus nach Miri weiterfahren
Mittwoch, 20.12.00 Die Fahrt nach Miri dauert leider nicht lange genug, so dass wir schon um 03:30 in der Frueh ankommen und die Zeit bis 06:00 Uhr nach einer fast schlaflosen Nacht am Busbahnhof verbringen und auf den ersten Bus warten. Der faehrt uns in die Stadt aber das Tourismusinfobuero, das wir dringend brauchen, um die weitere Reise zu planen, oeffnet erst um 08:00, so dass wir genuegend Zeit haben, uns zu uebelegen, was wir da dann fragen wollen. Zwischendurch komm ich drauf, dass mir der Sonnenclip fuer meine Brille fehlt. Also nochmal zurueck zum Busbahnhof, der Bus steht noch da, aber (eh klar!) ohne meinen Sonnenclip. Egal, wass solls, zurueck in die Stadt. Dort wollen wir unseren Trip durch den Dschungel organisieren. Eigentlich hasse ich ja organisierte All-Inklusive-Packete wie die Pest, aber in dem Fall ist es unmoeglich ohne irgendwelche Locals zu kennen, eine Abholung mit dem Boot am Ende des Treks, das irgendwo im weiten Dschungel ist, zu organisieren. Wir klappern also alle Agenturen ab, die den sog. "Headhunters Trail" anbieten, ab und koennen bei einer gleich noch am selben Tag losfahren, weil ein oesterreichisches Paar schon gebucht hat und eh auf der Suche nach Mittrekkern war, damit's billiger wird.
------------------------------------------------------------------------------------ schnipp ---------------------------------------------------------------------
Ok, ich (Marco) uebernehm' dann mal das Steuer, ich hab' mich naemlich jetzt endlich von den Strapazen erholt...allen Strapazen, die Euch, liebe Leserschaft, in den letzten bzw. folgenden Zeilen so lebhaft (oder auch nicht?) erzaehlt wurden/werden... Also wir starteten dann nach dem Buchen und nochmal really fast FastFood (aber diesesmal malaysisch...) gleich zum Flughafen in Miri. Dort nahmen wir dann einen dieser 12-Sitzer, der Flug war sehr sehr angenehm. Wir hatten einen wunderbaren Blick ueber den tropischen Regenwald und seine Lehmfluesse, wie man's sonst nur so aus irgendwelchen Filmen kennt. Angekommen im Gunung Mulu National Park hatten wir dann gleich noch 2 Hoehlen auf dem Programm stehen. Einfach wunderbar, und so vollgesch...en von Fledermaeusen, unglaublich. Ck One ist 'n "Dreck" dagegen. Nun gut, geschlafen haben wir dann diese Nacht einfach super, nach dem Rumgerenne den ganzen Tag.
Donnerstag, 21.12.00 Nach einem reichhaltigen Fruehstueck ging's erstmal zu 2 weiteren Hoehlen, die jetzt nicht mehr so unglaublich viel Neues boten (nach einem Kaffeefahrt-ueblichen Zwischenstop zum Kaufen von Einheimischen-Zeugs). Anschliessend ging's mit dem Langboot zum Start des ersten Trails, wo ich auch sofort von boesartigen, sich festsaugenden Monstern, naemlich Blutegeln attackiert wurde. Nach einem harten Kampf aber mussten sie sich mir zu Fuessen werfen, naemlich nachdem sie mit dem Finger weggeschnippt wurden, hihi. Die tropische Hitze machte uns auf unserer kraeftezehrenden Reise so zu schaffen, ich glaub', ich verlor so ca. 70 kg... dafuer wurden wir aber, im Basis-Camp angekommen, fuerstlich belohnt. Das Camp lag in einem wunderbaren Tal an einem (fuer Singapores Verhaeltnisse :-) ) kalten Gebirgsfluss, in dessen reissende Fluten wir uns natuerlich gleich stuerzten.
Freitag, 22.12.00 Nach einer fast schlaflosen Nacht auf Holzboden ohne Matratze und Schmerzen an jeder Stelle unserer Koerper mussten wir auch noch frueh aus den Kojen, um uns ins naechste Abenteuer zu stuerzen: Die Pinnacles. Das sind Felsen, die ueber den tropischen Regenwald wie Zinnen (daher auch der Name) hinwegragen. Der Aufstieg war schon ganz schoen anstrengend, es ging vom ersten Schritt an nur steil bergauf. Fuer die letzten paar hundert Meter benoetigten wir sogar eine ganze Stunde an Kletterei. Der Ausblick dort oben war aber echt sehr beeindruckend. Was mir aber nicht mehr so sehr gefiel, war das ganze Stueck Kraxelrei wieder abwaerts zu machen. Wir brauchten laenger, um runterzukommen, als wir hinaufgebraucht haben!!! Ich hatte die folgenden drei Tage Muskelkater in den Oberschenkeln...poor Marco, I know...
Samstag, 23.12.00 Wir machten uns auf den beruehmt-beruechtigten Headhunters Trail. Gottseidank bestand dieser aber nur aus leichtem Trekking, was von uns gerade noch zu meistern war. Gefaehrlicher war da schon, gegen die Kopfjaeger anzukommen :). Aber dank unserers unglaublichen Geschickes gelang es uns abermals, den undurchdringlichen Dschungel zu durchqueren. Am Ende dieses Trecks und unserer Kraefte wartete mal wieder ein Langboot auf uns, mit dem wir dann ca. 1-2 Std. auf den Schlammfluessen zu einem Langhaus (das ist das urspruengliche Haus der Eingeborenen) gebracht wurden. Das Langhaus ist wirklich unglaublich lang und besteht aus ca. 60 aneinandergereihten Einheiten, in denen je eine Familie/Sippe lebt. Die Leute da waren echt super gastfreundlich, weshalb wir uns ihnen natuerlich sehr dankbar zeigten und ihnen 4 Gallonen Reiswein spendierten, was den Stammesaeltesten dann auch zu einem seiner traditionellen Taenze ermutigte. Ralph musste den Tanz auch nachahmen, was ihm nicht so wirklich Spass zu machen schien, unserem weltweit bekannten Tanzbaer. :) Alles in allem ein schoener feucht-froehlicher Hoehepunkt unserer Reise!
Sonntag, 24.12.00 Ohne Kater starten wir den Weihnachtstag. Wir brechen vom Langhaus mit einem Langboot auf, steigen nach ca. 1 Std. in einen Kleinbus um. Dieser bringt uns dann nach Limbang, wo wir nicht lange zu halten waren. Die naechste Minifaehre brachte uns naemlich nach Brunei, wo wir eine Nacht bleiben wollten. Brunei ist ein ziemlich reiches und unglaublich laaaaangweiliges Land, in dem es nicht mal Alkohol zu kaufen gibt. Darum gibt es keinerlei Bars und Kneipen und die Strassen sind um 10 oder 11 dann so gut wie tot. Aber eine schoene Moschee ist da! Und es gibt unglaublich viele dieser Stelzendoerfer, die auf dem Wasser gebaut sind. ...ach ja, fast haette ich's jetzt vergessen: Kirche haben wir keine gefunden, uns hat leider nur der Muhezin 5-mal am Tag den Koran reingepresst...auch eine Art, Weihnachten zu feiern. Aber bei 30 Grad im Schatten und Plastikchristbaeumen kommen ja eh recht wenig weihnachtliche Gefuehle auf.
Montag, 25.12.00 Auf nach Pulau Labuan, yeah! Aber scheisse g'laufen, ohne Einreisestempel nach Brunei keine Ausreise aus Brunei. Das mussten wir nach einer Stunde Anreise an den Hafen leider feststellen. Nun gut, man hat ja als Reisender Unmengen von Zeit, also warten wir halt nochmal schnell 2 Stunden auf den naechsten Bus zurueck, holen uns diesen daemlichen Einreisestempel und sind nach weiteren 2 Stunden Busfahrt und einer Stunde warten SCHON in der Faehre nach Labuan. Great!!!! Als wir naemlich gestern von Limbang nach Brunei gekommen sind, war niemand an der Passkontrolle, um uns zu kontrollieren. Dann dachten wir beiden halt, g'scheit wie wir sind, dass man das halt in Brunei, dem Land der Oel-Heinis, nicht braucht... Ok, endlich auf Labuan geht's noch direkt weiter nach Kota Kinabalu, wo wir uns noch ein superschoenes Hostel suchen, das dann auch unser Unterschlupf fuer den Rest unseres Urlaubs bleiben sollte.
Dienstag, 26.12.00 Kota Kinabalu ist so selten haesslich, das kann man gar niemandem sagen. Baeh! D'rum fluechten wir uns auch gleich auf eine der nahegelegenen Inseln, naemlich Sapi, welche Teil des Tunku Abdul Rahman National Park ist. Dort braeunten wir dann endlich unsere noch allzu weisslichen Koerper und erlebten eine sagenhafte Unterwasserwelt beim Schnorcheln.
Mittwoch, 27.12.00 Regen, that sucks! Faulenzen, lesen, Museum, Langeweile!
Donnerstag, 28.12.00 Juhuu, die Sonne scheint wieder! Da muss' man natuerlich gleich wieder auf eine Insel, diesmal Mamutik! Da war's echt wieder wunderbar. Um 5 trafen wir dann auf einen verschollenen Abenteurer called Martin. Er hat's doch tatsaechlich geschafft nach KK (Kota Kinabalu), der Bengel. Alle Achtung! :)
Freitag, 29.12.00 Frueh schon geht's mit dem Bus in den Gunung Kinabalu National Park, um uns ins naechste Abenteuer zu stuerzen: Die Besteigung des hoechsten Berges Suedostasiens, des Mount(=Gunung) Kinabalu, 4101 Meter.
---------------------------------------------- schnapp (Ralph darf dann mal wieder...) ----------------------------------------------------------

To be continued...

 

 

 
Reise durch Nordindien im Sommer 1998  

Begonnen hat alles im Dezember 1997 auf der Weihnachtsfeier des Labors für Holzbaukonstruktion an der FH Rosenheim, wo ich in den Ferien und neben dem Studium arbeitete. Der Leiter des Labors, Prof. Schwarz, war mit seiner Lebensgefährtin im Sommer in Ladakh / Nordindien gewesen und beide zeigten uns voller Begeisterung die Dias ihres Urlaubs. Ich kannte den asiatischen Kontinent damals nur von einem viertägigen Stopover in Bangkok. Die Bilder aus dem Himalaya faszinierten auch mich. Indien..... Himalaya...... Berge...... Ladakh...... Trekking, das alles weckte mein Interesse, zumal die Rosenheimer Hausberge zwar schön sind, aber was ist schon der Wendelstein gegen den Himalaya? Ich besuchte also die Rosenheimer Stadtbücherei und lieh mir erst mal einen Stapel Bücher aus. Nepal kommt im Sommer wegen des Monsunregens nicht in Frage, aber in Ladakh gibt es den ganze Sommer lang statistisch nur 3 Regentage. Wenn das keine sonnigen Aussichten sind. Langsam formte sich der Gedanke immer mehr zu einem konkreten Plan. Weitere Bücher wurden ausgeliehen, alle möglichen Websites durchforstet, vom indischen Fremdenverkehrsamt Informationen eingeholt. Der zeitliche Rahmen der Sommersemesterferien sollte möglichst ausgenutzt werden, schließlich waren es die letzten großen Ferien, bevor dann Diplomarbeit und das Berufsleben ins Haus standen und nach dem Stress des achten Semesters muss man sich sowieso ein Zuckerl gönnen. Ich hatte den Plan gefasst, ca. drei Wochen in den Bergen zu verbringen, dann durch Rajasthan zu fahren und die letzte Woche in Diu am Strand zu verbringen. Schließlich wurde der Flug gebucht, das Visum besorgt und Ausrüstung gekauft.

Donnerstag, 06.August München - Frankfurt - Neu Delhi

Am 6. August ging's dann endlich los. Alle Prüfungen waren bestanden und ich konnte guten Gewissens zu meiner Reise aufbrechen. Flughafen München: In der heutigen SZ gibt's zum Auftakt einen Bericht über den "Krisenherd im Himalaya". Die Unterüberschriften sind "Tägliche Gefechte an der Grenze", "Brutales Vorgehen der Armee" und "Greueltaten der Rebellen". Na dann Mahlzeit, denk ich mir. Ich will zwar nicht nach Kaschmir, aber der Krisenherd, von dem berichtet wird, ist nur einige hundert Kilometer von meinem Zielgebiet entfernt. Aber das kann mich von meinen Reiseplänen nicht abbringen und schließlich ist man ja jung, dynamisch und flexibel und zur Not müssen die Pläne halt kurzfristig geändert werden. Der Flug München - Frankfurt hat über eine Stunde Verspätung. Ein Passagier hatte sein Gepäck schon eingecheckt, war aber dann nicht an Bord erschienen. Nach einer neuen Sicherheitsvorschrift muss sein Gepäck dann wieder ausgeladen werden und das dauert.... Der Flug nach Frankfurt verläuft gut. Wir fliegen direkt über Pfaffenhofen, nur leider merk ich es erst spät (an der Trabrennbahn) und dann ist es für ein Foto schon zu spät. In Frankfurt wurde dann noch kurzfristig das Abfluggate gewechselt, so dass ich um ein Haar nach Vancouver geflogen wäre. Das lustige ist, dass der Boardkartenkontrolleur mich in meinem Trekkingoutfit für einen Kanadier gehalten hat und erst im letzten Augenblick gemerkt hat, dass meine Karte für einen anderen Flug ist. Wieder Hetzerei zum richtigen Gate, aber ich erreich es noch rechtzeitig. Jetzt sollte dem großen Abenteuer eigentlich nichts mehr im Weg stehen. Der Flug nach Delhi ist etwas anstrengend. Die Impfungen, die Malariamittel, das Bier vom Vorabend und wenig Schlaf zehren an den Kräften. Nachts um 1:00 Uhr Landung in Neu Delhi. Als ich aus dem Flugzeug aussteig, hab ich erstmal das Gefühl, gegen eine Mauer zu rennen. Heiß, feucht, schwül. Pfui Deifi und hier soll ich die nächsten 7 Wochen verbringen! Die Einreiseformalitäten sind schnell erledigt und ich beschließe, trotz aller Warnungen im LP (Lonely Planet, weltbester Reiseführer) gleich in die Stadt zu fahren, weil ich ja letztes Jahr in Bangkok auch keine Probleme damit hatte. Also ruf ich bei einem Hostel an, man bestätigt mir, dass noch Zimmer frei sind, ich kaufe ein Ticket für das City-Taxi, bei dem man als Tourist nicht abgezockt wird und mach mich auf den Weg zum Taxistand. Gleich am Ausgang zum Flughafen kommt mir ein Taxifahrer entgegen und übernimmt meinen Rucksack. Das ganze kommt mir schon komisch vor, weil der Taxler nicht sehr offiziell aussieht. Sein Taxi ist dann irgendwo in der hinterletzten Ecke eines nur spärlich beleuchteten Parkplatzes eingeparkt. Aber das ist in Indien auch kein Problem, weil beim Parken kein Gang eingelegt wird und auch die Handbremse nicht angezogen wird. Der Wagen wird ein Stück weiter geschoben - fertig. In der Zwischenzeit ist noch ein Kollege des Taxlers aufgekreuzt, der mich ständig in wildestem Englisch belabert. Wir fahren Richtung Innenstadt, soviel kann ich den Wegweisern entnehmen und auch von der Richtung her müsste es passen. Wir fahren ziemlich lang in der Stadt herum. Irgendwann hör ich dem Gelabere des Beifahrers dann doch mal zu und er erzählt mir von den Feierlichkeiten anlässlich des Nationalfeiertags und dass deswegen die Strassen rund um das Hostel, zu dem ich will, gesperrt sind. Da der Nationalfeiertag wirklich bald ist, rieche ich die Lunte nicht und wir fahren weiter durch die Gegend. Wir fahren an einer wirklich gesperrten Strasse vorbei, die beiden labern irgendwas und jetzt glaub ich's ihnen dann echt bald, dass die Strasse gesperrt ist. Wir fahren weiter in eine ziemlich unbelebte, dunkle Gegend. Plötzlich halten wir vor einem kleinen Büro, das hell erleuchtet ist. Außen steht "Government Tourist Information" auf einem Schild und Innen steht ein Officer in Uniform. Sieht alles hochoffiziell aus. Ich geh auf Drängen des Fahrers rein. Der Officer erklärt mir, dass die Strassen gesperrt sind. Ich sag ihm, dass ich im Hostel angerufen habe und die nichts von gesperrten Strassen usw. gesagt hätten. Jetzt wird er sogar leicht wütend. Die Touristen würden nichts glauben und die angebotene Hilfe ablehnen. Etwas eingeschüchtert setz ich mich wieder ins Taxi und besteh drauf, zu einer Jugendherberge gefahren zu werden. Wieder fahren wir ewig rum, ich hab keine Ahnung wo und letztendlich landen wir wieder vor dem Büro der "Government Tourist Information". Ich möchte gern eine der beiden Jugendherberge anrufen, da sich ja zumindest eine ausserhalb des gesperrten Gebiets befinden wird. Ich wähl sogar selber, aber am anderen Ende der Leitung meldet sich eine höchst verschlafene Stimme. Alles sehr konfus. Ich frage ihn, in welcher Strasse denn die Herberge ist und als er darauf keine Antwort weiss, ist mir schon klar, was hier gespielt wird. Ein "Kollege" des Officers sitzt irgendwo im Hinterzimmer und telefoniert mit mir. Das Telefon hat gar keinen Amtsanschluss. Es ist ca. 2 Uhr nachts, ich bin hundemüde und deprimiert. Ich sag ihnen, dass sie mich jetzt zu einem Hotel bringen sollen, damit ich endlich meine Ruhe hab. Wir fahren in erstaunlich kurzer Zeit zu einem Hotel, bei dem die Übernachtung umgerechnet 30 DM kostet. Für europäische Verhältnisse nicht teuer, aber für Indien eine Abzocke! Die verfluchten Taxler wollen jetzt auch noch extra Geld, weil sie ja ja soviel gefahren sind. Ich lehne erst ab, aber die gehen einfach nicht! Weil ich eh schon alles beschissen finde, geb ich ihnen noch 5 Mark, damit endlich Ruhe ist. Das Zimmer hat keine Fenster, es ist heiß und feucht und ich schlaf extrem schlecht.

Freitag, 07.August, Erster Tag in Delhi - Zum Kotzen!

Ich wach bereits um 6:00 Uhr auf, hab schlecht geschlafen. Erst mal lese ich a bisserl im LP und komm drauf, dass genau die Geschichte, die mir passiert ist, als typische Touristenabzockergeschichte im LP steht und ich jetzt ein Hotel in dem typischen Viertel hab, wo alle dummen (unerfahrenen) Touristen hinverschleppt werden. Ich will eigentlich nur schnell raus und weg von hier. Ich mach mich auf den Weg zum Bahnhof. Da das zu Fuß zu weit ist, nehme ich mir eine Rikscha, das sind die motorisierten Dreiräder, die in Thailand n TukTuk heissen. Am Bahnhof herrscht reges Treiben. An jeder Ecke will mir irgendein Schlepper ein günstiges Zugticket verkaufen. Im LP hab ich gelesen, dass es speziell ein Ticketbüro der Eisenbahngesellschaft für Touristen gibt. Das ist schnell gefunden, macht aber erst in einer halben Stunde auf. Um den nervigen Schleppern zu entkommen, geh ich in den Warteraum und trink erst mal einen Tee. Nebenher les ich wieder im LP, um in Zukunft besser informiert zu sein. Der Tee ist ziemlich stark. Langsam merk ich schon, das es mir im Magen gar nicht so gut ist. Ich trink noch aus und dann merk ich schon, wie mir das Wasser im Mund zusammenläuft, leider nicht vor Hunger! Ich pack schnell mein Zeug zusammen und schau, dass ich raus komm. Jetzt pressiert's schon gewaltig! Zu allem Überfluss kann ich kein WC oder ähnliches in erreichbarer Nähe ausmachen, also such ich mir eine etwas stillere Ecke (ist sowieso egal, bei dem Dreck, der hier überall rumliegt) und muss so richtig zünftig abkotzen. ...und der Tag kann beginnen! Mittlerweile hat das Ticketbüro für Touristen auch geöffnet. Jetzt heißt es in der Warteschlange anstehen. Schon beim Sitzen läuft mir die Soße nur so runter! Als ich endlich drankomme, erklärt mir der Schalterbeamte, dass ich 1. Reservierungsscheine ausfüllen muss und 2. einen Beleg für den Geldwechsel brauch. Als ich am Flughafen Geld gewechselt hab, haben mir die Knallköpfe natürlich keinen Beleg gegeben! Also füll ich gleich die Reservierungsscheine aus und mach mich auf den Weg zur State Bank of India. Der Rikschafahrer fährt natürlich erst mal zu einer wilden Wechselstube, bei der es keine Belege fürs Wechsel gibt, dafür einen schlechten Wechselkurs und unglaublich günstige Zugtickets. Ich erkläre, dass mich das alles nicht interessiert und ich jetzt zur State Bank of India will. Dann fährt mich der Fahrer endlich zur State Bank of India, die gerade öffnet. Dort ist es eine langdauernde Prozedur, bis sich jemand dazu bequemt, die nötigen Formulare auszufüllen. Der Alltagstratsch ist erst mal viel wichtiger, als einem lästigen Touristen Geld zu wechseln. Einer der Banker verteilt Kugelschreiber und drückt mir mit einem Grinsen auch einen in die Hand. Irre! So was abgefahrenes, wie in dieser Bank hab ich selten gesehen! Dann kann das Umtauschprozedere endlich beginnen. Mein neuer Hundertmarkschein wird eingehend untersucht, meine Personalien festgehalten und schließlich hab ich 2265 Rupien und die begehrte Quittung in der Hand. Zurück am Bahnhof geht alles recht zügig. Ich hab Tickets für den Frühzug morgen 6:00 Uhr. Ich schau mir noch schnell eine Unterkunft nahe am Bahnhof an, da ich nicht in dem Abzockerhotel bleiben möchte. Es pressiert bereits, weil es schon 11:45 ist und um 12:00 ist Checkout-Time. Der doofe Rikschafahrer findet das Hotel nicht und bis ich dann ausgecheckt hab, ist es schon 10 nach 12. Der Typ an der Rezeption will (natürlich) noch Extra-Geld für Steuern usw., aber ich erkläre ihm sehr deutlich und nachdrücklich, dass ich nicht mehr zahlen werde. Nach einigen Telefonaten hat er's dann auch aufgegeben und ich bin zum Main Bazar (Pahar Ganj) gefahren, wo ich mich im Vivek Hotel einquartiert habe. Das Zimmer geht mit dem Fenster zum Bazar raus und ist deswegen sehr laut, aber einigermaßen sauber (mittlerweile weiß ich schon, was hier sauber heißt) und zentral. Ich räum kurz mein Zeug zusammen und geh dann auf den Bazar raus. Hier herrscht ein unglaubliches Gedränge und man kann so ziemlich alles kaufen, was das Herz begehrt. Leider setzt mein altes Leiden wieder ein und ich bekomm Nasenbluten. Ich glaub, das kommt von der schlechten, abgasverpesteten Luft hier. Der Bazar ist so eng, dass genau ein Rikscha und links und rechts zwei Leute Platz haben. Die Stromversorgung ist entweder kaum existent oder sehr schlecht. Auf jeden Fall haben die Hälfte der Händler ihr Stromaggregat auf der Strasse stehen. Wie das dann riecht, kann man sich vorstellen! Durch Zufall entdecke ich, dass es auf dem Dach meines Hotels ein luftiges Dachrestaurant gibt, das zu meinem Lieblingsaufenthaltsort in Delhi wurde. Da oben treffe ich zwei Traveller, die zwar am selben Tag noch abfliegen, aber ganz gute Tipps für Trekking und auch die Besteigung des Stok Kangri haben. Um zehn Uhr abends geh ich ins Bett, aber auf dem Bazar ist bis zwei Uhr früh volles Programm, so dass Schlafen zum Problem wird.

Samstag, 08.August, Ab in die Berge!

04:30 Uhr. Es klopft an der Tür. Der Hotelweckdienst funktioniert - ein Wunder! Natürlich hat er mich voll in der Tiefschlafphase erwischt, in die ich letztendlich gefallen bin. Im Halbdunkel der spärlichen Zimmerbeleuchtung packe ich meinen Rucksack und lauf zum Bahnhof los. Der richtige Bahnsteig ist schnell gefunden. Der Zug steht schon bereit, aber seltsamerweise steigt niemand ein. Immerhin steht mein Name schon mal auf der Passagierliste. Eine halbe Stunde vor Abfahrt steigen dann die Leute doch ein und auch ich such mir meinen Platz. In meiner Reihe sitzt ein sehr introvertierter Engländer und eine Sikh-Familie mit einem kleinen Jungen, der recht spaßig ist. Der Zug ist klimatisiert, aber mit der kurzen Hose wird's mir gleich kalt, so dass ich froh bin, als wir gegen Mittag in Kalka angekommen sind. In Kalka müssen wir den Zug wechseln, da es auf Schmalspur im sogenannten toy train weitergeht: In Shimla angekommen stehen erst mal alle Mitfahrer dumm am Bahnsteig, weil keiner so recht weiß wohin. Das machen sich natürlich die Schlepper zunutze, die bereits auf den Zug gewartet haben und wieder jeden in irgendein Hotel kriegen wollen. Der mich anspricht heißt Dada und macht einen ganz guten Eindruck. Ich schau mir sein Hotel an und sag ihm aber, dass ich mir auch noch das YMCA-Hostel anschauen will. Er bringt mich sogar hin, aber bei YMCA gibts erst am nächsten Morgen heisses Wasser, also bin ich mit Dada in sein Hotel. Er begleitet mich sogar zum Abendessen. Da er relativ gut Englisch spricht und sonst keine Touris unterwegs sind, mit denen man reden könnte, ist mir das gar nicht so unangenehm. Ich leih ihm meinen Trekkingreiseführer und geb ihm 250 Rs für das Busticket nach Manali und könnte mich danach natürlich wieder selbst ohrfeigen, weil der problemlos damit verschwinden kann.

Sonntag, 09.August, Shimla-Manali

Nachdem ich wieder mal früh aufgewacht bin, hab ich einen Spaziergang durch Shimla gemacht. Mit Dada hab ich vereinbart, dass er um 8:00 Uhr ans Hotel kommt. Um 8:00 Uhr bin ich zurück und natürlich von Dada keine Spur! Ich verdammter Idiot leih ihm das Buch und gebe ihm noch die 250 Rs für das Busticket. Auch die Leute an dem Telefonladen, wo er erreichbar sein soll, haben ihn nicht gesehen. Um 8:15 geh ich dann schließlich zur Bushaltestelle und da steht Dada seelenruhig, trinkt Kaffee und sagt, dass das Office noch nicht aufhat und er mich dann holen wollte, wenn der Bus da ist. Ich hol also meinen Rucksack aus dem Hotel, krieg mein Ticket und mein Buch und alles ist wieder in bester Ordnung. An die indische Pünktlichkeit muss ich mich erst noch gewöhnen! Die Busfahrt ist dann erst mal ein Erlebnis für sich. Die Strasse ist so eng, dass der Bus an den Spitzkehren genau durchpasst. Im Inneren läuft die indische Hitparade zwar nicht rauschfrei, dafür a bisserl lauter, eigentlich in maximaler Lautstärke. Die Musik inspiriert den Fahrer dann auch dazu, etwas schneller zu fahren, als man es sich in seinen wildesten Träumen vorgestellt hätte. Um Zeit zu sparen fährt der Bus auch von 8:30 bis 12:00 Uhr ohne Pause durch. Zum Mittagessen gibt's dann Dhal mit Chapati-Broten. Eigentlich ganz gut. Im Bus sind auch drei junge Deutsche dabei, die aber allen Klischeevorstellungen von Münchner Abiturienten voll gerecht werden: respektlos, laut und vor allem cool. Die Reise geht weiter bis zu einem Dienstleistungszentrum für Busse, das aus Holzhütten besteht, die am Straßenrand errichtet wurden. 10jährige Jungen helfen beim Reifenwechsel und beim Ölwechsel. Sie sind von oben bis unten ölverschmiert. Auch bei unserem Bus wird das Öl gewechselt und fleißig geschraubt. Interessehalber schau ich mir das Profil der Reifen an, aber da gibt's gar nichts zu sehen, weil kein Profil mehr vorhanden ist. Teilweise sind auch fingergroße Stücke aus den Reifen herausgebrochen, aber das alles darf hier kein Grund zur Beunruhigung sein! Kurz vor Manali halten wir nochmal, weil wieder am Bus geschraubt werden muss. Um 19:00 Uhr kommt der Bus schließlich in Manali an. Wieder warten schon ganze Heerscharen von Schleppern auf die Ankunft des Bus. Im LP gibt es aber eine eindeutige Empfehlung für das Su-Kiran Guest-House. Die Besitzer sind sehr nett, es kommt mir etwas schmuddelig vor, aber für 100 Rs ganz in Ordnung. Danach geh ich zum Essen ins Sa-Ba-Restaurant, wo ich eine Familie aus Bad Reichenhall treffe, die ganz nett ist. Zum Essen gibts Masala Dosa, das sind harte Fladen mit Kartoffelfüllung, dazu eine Art Suppe und eine würzige Soße. Alles schmecht erstaunlich gut! Auf der Suche nach Papiertaschentüchern, wie man sie in Europa kennt, muss ich feststellen, dass es einfach keine gibt. Seit diesem Tag bin ich die restliche Zeit in Indien mit einer Rolle Klopapier in der Hosentasche rumgelaufen.

Montag, 10.August, Manali

In der Nacht regnet es wie aus Kübeln. Wenn das so weitergeht, dann kann ich gleich nach Leh durchfahren. Aber es sind nur die Ausläufer des Monsunregens und am Morgen ist wieder alles trocken. Nach dem Frühstück im Sa-Ba Restaurant geh ich zur Tourist-Info und frag nach, wann der nächste Bus nach Leh geht. Am nächsten Tag würde nur ein Jeep fahren, wo noch vier Inderinnen mitfahren. Da ich mir denk, dass das mit den Inderinnen sicher nicht der Mörderspaß wird, entschließ ich mich, noch einen Tag zu warten und dann am Mittwoch mit dem Bus zu fahren. Blick aus meine Zimmer in Manali Ich schau mir Old Manali an, an dessen Ortsende ein wunderschönes Seitental beginnt. Es ist schon wieder heiß und feucht und ich hab keine Ausrüstung zum Wandern dabei, so dass ich wieder Richtung Dorf laufe. Ungefähr die Hälfte der Dorfbewohner sind Hippies in allen Variationen, die sich hier niedergelassen haben. Kein Wunder schließlich wächst das Ganja hier einfach so am Wegesrand. Allerdings hab ich das Gefühl, dass diese Leute hier zwar (zwangsweise?) geduldet werden, aber auf gewisse Weise auch die Kultur beeinflussen wenn nicht sogar zerstören. In Manali gibt's keine großartigen Sehenswürdigkeiten, nur einen Holztempel aus dem 14.Jh. Da hier auch einige indische Touristen herkommen, gibt es auch direkt neben dem Tempel einen Vergnügungspark, wo vom Kinderkarussell über Luftgewehrschiessen bis zum Yakreiten alles geboten wird, nur diemal ausnahmsweise nicht für "Westerners". Danach erst mal ins Sa-Ba zum Essen. Diesmal gibt's gefüllte Tomaten mit Reis. Wieder absolut lecker! Ich wage es ausserdem einen Milchshake zu trinken, mal schauen, wie der Darm drauf reagiert! Ich beschließe, den angebrochenen Nachmittag mit einem Besuch des Dorfes Vashisht, das angeblich noch ursprünglicher sein soll, als Old- Manali. Hier schwirren natürlich wieder einige Hippies rum, aber es scheint ein Eldorado für Esoterik Freaks zu sein. An jeder Hausecke gibt's Yoga-Kurse, Meditation und Schnickschnack. Das Dorf an sich ist echt schön, lauter alte Holzhäuser, wobei meistens unten gleich der Kuhstall integriert ist. (Auf einer späteren Tour durchs Wallis in der Schweiz kommt mir alles sehr ähnlich vor!)

Dienstag, 11.August, Manali, Naggar Castle

Nachts hat es wieder geregnet. Ich hab fantastisch geschlafen. In dem Zimmer riecht es irgendwie sonderbar nach einer exotischen Holzart oder vielleicht haben meine Vorgänger auch alles mit Räucherstäbchen vollgeräuchert, aber das passt voll zu dieser Umgebung und ist sehr angenehm. Ich geh zur Bushaltestelle, weil ich gerne nach Naggar fahren und dort ein Schloss anschauen möchte. Ich stell mich in der Schlange an. Das Reichenhaller Paar ist auch da und sagt mir, dass in dieser Schlange eigentlich alle nach Leh fahren wollen. Ich wechsle in eine andere Schlange, komm schließlich dran und man erklärt mir, dass man im Bus zahlen muss. Auch gut, dann bleibt mir noch genug Zeit zum frühstücken. Eine Stunde dauert die Fahrt, kostet den unglaublichen Betrag von 10 Rs (ca. 50 Pf), aber dafür ist der Bus auch voll besetzt. In Naggar geh ich zu dem Schloss rauf, das gerade renoviert wird. Auch ein Restaurant ist integriert und ich bleib erst mal zum Essen und lese. Der Toast ist gut, die Sonne scheint, ein mildes Lüfterl weht und alles ist total relaxt. Das Schloss ist total schön und wird nach der Renovierung bestimmt noch schöner sein. Ausser dem Schloss gibt es in Naggar noch das Haus eines russischen Künstlers und ein Museum über die Kunst und Kultur der Stämme im Himalaya zu besichtigen. Das Haus von Roerich ist sehr beeindruckend, alles erinnert mich sehr an Axel Munthes Villa San Michele auf Capri. Die Heimfahrt nach Manali könnte wahrscheinlich ins Guiness Buch der Rekorde kommen. Wie viel Leute passen in, an und auf einen Bus, so dass dieser noch über Straßen im Zustand einer Stoßdämpferteststrecke fahren kann? Abendessen wieder im Sa-Ba Restaurant, diesmal gibt's Spinat mit Hüttenkäse. Es schmeckt wieder köstlich; hoffentlich bekommt es mir auch gut!

Mittwoch, 12.August, Busfahrt Manali-Leh, erster Tag

Aufstehen um 4:30, und packen, denn um 5:45 sollen alle an der Bushaltestelle sein. Dort lern ich auch Wolf, einen jungen Architekten aus München kennen, mit dem ich noch einige Zeit in den Bergen verbringen werde.Die Busfahrt ist sehr aufregend, da der Zustand der Strassen brutal ist und die Aussicht überwältigend. Auf der Passhöhe des Baralacha La (4800 m) hab ich zum ersten mal die Höhe so richtig gemerkt. Als ich aus dem Bus ausgestiegen bin, hab ich mich richtig high gefühlt. Seit Mittag geht's mir gar nicht so gut, weil ich mir scheinbar auch noch eine Erkältung eingefangen hab. Dann bricht langsam die Dunkelheit herein. Eine Deutsche aus dem Bus erzählt, dass sie gehört hätte, ein Bus hätte vor kurzem kein Licht gehabt und der Busfahrer hätte sich von den Touristen Taschenlampen ausgeliehen, um weiterfahren zu können. Uns beschleicht mehr und mehr das Gefühl, dass das auch bei diesem Bus so ist, weil es schon fast ganz finster ist und der Fahrer immer noch ohne Licht fährt. Erst als man schon wirklich gar nichts mehr sieht und wir schon ein richtig schlechtes Gefühl haben, schaltet er plötzlich das Licht ein und die Fahrt geht noch zwei Stunden in absoluter Dunkelheit weiter. Wir erreichen schließlich Sarchu, ein Zeltlager für die Nächtigung auf der Fahrt Manali - Leh. Mir gehts inzwischen richtig beschissen, ich hab keinen Appetit und das heisst was! Ich nehme zwei Aspirin und geh schlafen. Nachts wach ich ständig auf und hab zwischendurch immer denselben Albtraum, dass die Strasse nach Leh gesperrt ist.

Donnerstag, 13.August, Busfahrt Manali-Leh, zweiter Tag

Heute soll der schlimmste Tag auf der gesamten Reise werden. Schon zum Frühstück kann ich nur etwas Tee trinken. Ich trage meinen Rucksack selbst auf das Dach des Busses hoch und schon diese leichte Anstrengung wird zum Gewaltakt. Da es mich gestern im Bus nur so durchgeschüttelt, versuch ich heute in der Mitte zwischen den beiden Achsen zu sitzen, da dort die Schlaglöcher nicht so zu spüren sind. Leider sind meine Beine so lang, dass ich genau 2 cm Platz vor meinem Knie hab, wenn ich auf dem Sitz ganz nach hinten rutsch. Drei Stunden halt ich diese Stellung aus, dann werden meine Beine ganz lahm und tun auch noch weh, so dass ich die Rüttelei hinten wieder gern in Kauf nimm, wenn ich mich wenigsten bewegen kann. Wir fahren ca. 50 km durch ein Hochplateau., das kein Ende zu nehmen scheint. Das Fotografieren macht mir heut auch keine Freude. Ich bin total ausgelaugt und sehne nur das Ende dieser Busfahrt herbei. Irgendwann erreichen wir den Taglang La, den zweithöchsten mit dem Auto befahrbaren Pass der Welt. Auf einem Schild entdecke ich echtes Inglish (Unbelievable is not it?) Kurz bevor wir die Passhöhe erreichen ist das Kopfweh zu einem Presslufthammer geworden, der in meinem Kopf wütet. Ich muss unbedingt tiefer runter, sonst sieht's echt schlecht aus! Um 18:00 Uhr kommen wir endlich in Leh an. Jetzt heißt es eine Unterkunft zu finden. Ich geh mit Wolf und der Deutschen etwas außerhalb des Dorfes und wir finden sehr schöne Unterkünfte. Mein Zimmer ist in einem schönen Guesthouse und ca. 40 qm groß. Die Familie ist sehr nett, ich trage mich in das Gästebuch ein und krieg eine Tasse Chai. Leh ist überhaupt ganz anders, als der Rest von Indien, den ich kennen gelernt habe. Das fing schon an, dass keine Schlepper da waren, als unser Bus ankam. Alles sehr positiv! Mein Guesthouse (die beiden mittleren Fenster im ersten Stock sind meine) Mein Zimmer, in das ich immer wieder zurückgekehrt bin. Wir quatschen bis halb zehn. Dann werden in Leh quasi die Gehsteige hochgeklappt und man muss mit Taschenlampe seinen Weg nachhause suchen. Straßenbeleuchtung ist hier ein Fremdwort.

Freitag, 14.August, Leh

Heute ist relaxen angesagt. Meine Höhenbeschwerden und die Erkältung sind weg und es geht mir wieder glänzend. Außer Tagebuch-, Postkartenschreiben und Bummeln tu ich nichts.

Samstag, 15.August, Leh

Heute um 5:30 aufgestanden und zur Stupa hochgelaufen. Von dort lässt sich der Sonnenaufgang ganz gut beobachten. Danach geh ich ins Dorf runter und treffe mich mit Wolf. Jetzt gilt es Leute zum mittrecken zu suchen. Wir informieren uns in den zahlreichen Travel Agencies, befragen Tashi, einen nepalesischen Bergführer, den die Deutsche kennt, der uns aber auch nur auf eine Agentur verweist, bei der wir eh schon waren. Wir schauen auf alle Schwarzen Bretter in den German Bakerys, suchen verschiedene Leute in ihren Hotels und landen letztendlich bei CD Cold Desert Adventure Travel, der 4 Franzosen hat, die noch jemand suchen würden zum mitgehen. Für Wolf und mich ist es die erste derartige Unternehmung, so das wir uns sehr unsicher sind, ob wir alles richtig machen und ob uns 8 Tage Trekking nicht zu viel wird.

To be continued.....

 

 

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   

 

 

 

 

 

 

 

 

© Ralph 2001