Samstag, 14.09.02
Nachdem ich es die ganze Woche
schon nicht mehr ausgehalten hab in der Arbeit vor lauter Reisefieber,
ist es dann am Samstag um 04:30 Uhr soweit, dass der Wecker klingelt.
Davor war ich noch bis halb zwei mitm Haschi aufm Volksfest in Pfaffenhofen,
so dass der Kopf doch noch recht schwer ist.
Die Flüge klappen bis
auf eine einstündige Verspätung in Madrid, die wir aber fast
aufholen können, perfekt. In Quito angekommen läuft auch die
Zollabfertigung und die Gepäckaufnahme problemlos.
Zum Glück ist Jörg
auch wirklich da und wir lassen uns entgegen aller meiner Vorsätze
von einer Schlepperin bequatschen und anhand Ihrer Fotos überreden
in Ihr Hostel mitzufahren (free transport). Das stellt sich dann als echter
Glücksgriff heraus, man hat einen super Blick über Quito, es
ist nachts auch recht ruhig da oben und die restlichen Gäste, 2 Holländer-
Mädels und ein Engländer sind auch sehr nett. Da der Engländer
und wir Hunger, aber keine Lust haben, noch wo anders hinzugehen, macht
und Jeanette (die Chefin) noch ein leckeres Abendessen.
Sonntag 15.09.02
Wir schlafen erst mal so richtig
aus und gehen dann auf Erkundungstour in die Altstadt. Alles ganz nett.
Die Plaza Independencia ist sehr schön, dort treffen sich auch viele
Ecuadorianer zum Sonntagstratsch.
Langsam macht sich der Hunger
bemerkbar und wir gehen frühstücken. Dazu gibt’s zwei
hartgekochte Eier und einen seltsam dickflüssigen Saft, den wir aber
später noch öfters bekommen.
Wir schlendern so durch einen
relativ ruhigen Markt, als die erste negative Sache in Ecuador passiert:
Wir haben uns gerade mit frischen Melonenschnitten versorgt, als es auf
einer Kreuzung plötzlich und aus unerfindlichen Gründen recht
eng hergeht. Anfangs halte ich es für einen normalen Stau, aber als
ständig Leute vor und hinter mir wuseln, rumschubsen und Ihre Gehrichtung
wechseln, kommt mir die Sache doch etwas seltsam vor. Jörg ist mittlerweile
schon aus dem Gedränge raus und lacht sich einen ab, weil ich mich
so blöd anstell. Irgendwann ist es aber bei mir dann auch vorbei
mit der Erster-Tag-in-einem-neuen-Land-Höflichkeit und ich schubs
einfach alle Leute, die mir im Weg stehen, zur Seite und eile aus dem
Gedränge raus. Beim immer noch grinsenden Jörg angekommen, sehe
ich sofort, dass seine gute Burton-Umhängetasche vorne aufgeschlitzt
ist. Als ich ihm das sag, vergeht ihm das Grinsen, aber auch ich check
sofort mein Wimmerl (neudeutsch heißt das Hip-Bag) – Scheiße
– die Reißverschlüsse sind offen und der Geldbeutel ist
weg. Verdammte Kacke, das kann doch nicht sein! Ich hatte zum Glück
mein Fleece-Hemd und die Fleece-Jacke um die Hüften gebunden, so
dass bei genauerer Untersuchung plötzlich der Geldbeutel auf den
Boden fällt. Halleluja! Wir kontrollieren noch mal alles und können
keine Verluste feststellen. Was für ein Glück! In Zukunft werd
ich mich vor Leuten, die eine Decke über dem Arm hängen haben,
in acht nehmen, das hab ich nämlich schon registriert, dass zumindest
eine Frau so vorbereitet war. Ich dachte, solche Dummheiten passieren
nur im Bekanntenkreis von meiner Oma, wenn die Damen auf Romreise sind
oder so, aber man lernt nie aus…. Außerdem war es natürlich
total dumm von uns, mit einem Melonenschnitz in der einen und der Kamera
in der anderen Hand durch die Gegend zu eiern. Als wir uns vom ersten
Schrecken erholt haben, gehen wir noch zur Kathedrale rauf und bekommen
von zwei Amis den Tipp auf den Turm raufzugehn, weil man dort eine spitzenmäßige
Aussicht hätte. Wir gehen rauf und sind echt positiv überrascht.
Man geht praktisch zwischen dem Gewölbe und dem Dach der Kathedrale
über einen Steg und dann über senkrechte Leitern, bei deren
Anblick die deutsche Baubehörde Amok laufen würde, bis ganz
oben in den Turm, von wo der Ausblick echt fantastisch ist.
Da uns Jeanette gesagt hat,
dass es am Äquatordenkmal (Mitad del Mundo) heute einige Feierlichkeiten
geben soll, fahren wir mit dem Bus dorthin. Ist ganz nett, aber im großen
und ganzen nur eine Touri-Attraktion, wenn auch gleichermaßen für
die ecuadorianischen Touris und nicht nur für die Gringos. Wir fahren
wieder heim, kaufen was zum Essen und kochen einen gigantisch schlecht,
weil nur nach Chili schmeckenden Chili-Bananen-Reis. (Jörg, die zweite
Chili-Schote war dann doch zuviel!)
Montag, 16.09.02
Heute starten wir nach einem
Frühstück im Restaurant ums Eck zum Instituto Geografico Militaire
(IGM), von dem es die einzigen zum Trekking und Bergsteigen akzeptablen
Karten von Ecuador gibt. Zu unserem Erstaunen, sind sie günstiger
als erwartet (2 $ pro Karte), aber leider ist die wichtigste Karte, die
wir für unseren Oyacachi-Trek gebraucht hätten, vergriffen und
wir müssen uns mit einer Kopie begnügen, bei der man nie weiß,
ob eine Linie ein Weg oder eine Höhenlinie ist.
Danach schauen wir noch beim
South American Explorers Club (SAMEXPLO) vorbei. Deren Infos sind für
Nicht-Mitglieder nicht sehr befriedigend. Wir erfahren nur, dass in einer
der Chimborazo-Hütten vor ein paar Wochen eine komplette französische
Bergsteigertruppe ausgeraubt worden sein soll. Na Bravo! Da wir noch Spiritus
brauchen, klappern wir noch einige Bergsportläden ab, die aber nichts
haben. Im Bergsteigerbüro von Andisimo erfahren wir von Marco, einem
Italiener, der in Heilbronn Touristik studiert und hier sein Praxissemester
macht, dass er nichts von den Vorfällen gehört hätte. Vielleicht
darf er auch nur nichts sagen, da das ja geschäftsschädigend
wäre. In der Apotheke gegenüber erhalten wir nach vielen Erklärungen
den “alkohol industrial”, wie der Spiritus hier wohl heißt.
Auf dem Rückweg kaufen wir noch die restliche Trekkingverpflegung
(Milchpulver, Haferflocken,…), packen im Hostel unser Zeugs zusammen
und nehmen ein Taxi zum Busbahnhof. Dort sind wir wegen des Gewusels supervorsichtig
und lassen unser Gepäck nicht aus den Augen. Um 14:00 Uhr fahren
wir dann endlich los. Wir verklickern dem Busfahrer, dass wir auf der
Passhöhe (Virgen de la Papallacta) bitte aussteigen wollen. Entweder
hat er es nicht verstanden oder einfach verpennt, jedenfalls merken wir
erst, als wir schon längst an der Passhöhe vorbei sind, dass
es jetzt schon zu weit ist. Wir fahren bis zum Ort Papallacta durch, steigen
dort aus und schauen erst mal recht dumm, weil das halt mitten in der
Pampa ist. Dann sehen wir ein Polizeiauto, da gerade wendet um in Richtung
Passhöhe loszufahren. Wir halten es an, labern die zwei Polizisten
mit unserer “Virgen de la Papallacta” voll, bis sie uns andeuten,
dass wir uns auf die Ladefläche des Pick-Ups setzen sollen und los
geht’s! In ca. 20 Minuten sind wir auf der Passhöhe angelangt.
Nachdem wir den beiden lang und breit erklären, dass wir uns absolut
sicher sind, dass wir genau hier her wollen, obwohl’s hier weder
Hotel noch Geschäft gibt, laufen wir entlang dem Fahrweg, der zu
den Antennas raufführt. Die Landschaft hier erinnert mich an die
schottischen Highlands, viel Grün, viel Seen usw.
Laut unserem Buch verlassen
wir an der letzten Linkskurve den Fahrweg und steigen in ein Tal ab. Da
es schon langsam dunkel wird, steigen wir noch ab bis zu einem einigermaßen
flachen und trockenen Platz zum Zelten und bauen unser Zelt auf. Ganz
wohl ist uns nicht bei der Sache, mutterseelenallein in der Wildnis zu
zelten, vor allem wegen der Geschichten von Raubüberfällen und
so, aber als es richtig schön neblig und grauslig wird, fühlen
wir uns schon sicherer, weil uns in dieser Suppe niemals jemand finden
würde. Zum Abendessen gibt’s leckeres Nudelfertiggericht, wie
in allen folgenden Tagen auch. Wir schlafen schon bald, allerdings nur
bis Mitternacht, weil dann die Temperatur auf feuchtkalte 7 Grad gefallen
ist und es im Schlafsack recht frostig wird ohne lange Unterwäsche.
Dienstag, 17.09.02
Es dauert noch sechs lange
Stunden, bis es einigermaßen hell wird, wobei auch dann von Wärme
oder gar Sonne nicht die Rede sein kann. Zum Frühstück gibt’s
Haferbrei und Schwarztee. Leider klart es überhaupt nicht auf, es
ist kalt, neblig und windig. Wir sehen nicht mal den See von gestern Abend
unter uns, bis wir kurz vor seinem Ufer stehen. Eine gigantische Landschaft,
fehlt eigentlich nur, dass irgendwo ein paar Dinosaurier auftauchen. Am
See geht das Abenteuer erst richtig los, weil wir uns jetzt am linken
Ufer entlang durch ca. 2m hohes Schilfgras kämpfen müssen und
das einige hundert Meter den ganzen See entlang. Manchmal ist der Pfad
so nah am Wasser und so abschüssig, dass man sich an den Schilfpflanzen
festhalten und sein ganzes Gewicht daran hängen muss um nicht ein
Bad im See zu riskieren. Das ganze ist umso knackiger, da man sieht, dass
der See auf die ersten Meter nicht schön flach ist, sondern gleich
richtig tief wird. Wäre nicht so angenehm, da reinzufallen! Nach
dem See wandern wir auf einer Ebene, von der aus wir bald schon wieder
zwei andere Seen zu Gesicht bekommen. Hier werden wir orientierungstechnisch
erst mal richtig stutzig und müssen ernüchternd feststellen,
dass wir am ersten Tag der falschen Wegbeschreibung im Führer gefolgt
sind und demnach ins falsche Tal abgestiegen sind – Scheiße!
Es gibt nämlich eine Eintages- und eine Viertagestour in dem Gebiet
und wir sind der Beschreibung zur Eintagestour gefolgt. Zu allem Überfluss
fängt es auch noch an zu regnen, was die Stimmung auf den Nullpunkt
sinken lässt. Wir checken die Lage und beschließen uns quer
durch die Pampa durchzuschlagen um ins andere, “richtige”
Tal zu gelangen. Wir queren eine Ebene und steigen dann ca. 300 Hm auf,
um einen Kamm zu erreichen, von dem aus wir einen guten Überblick
gewinnen. Der Überblick sagt uns, dass wir noch eine Menge vor uns
haben. Wir traversieren eine kleine Ewigkeit, bis wir im vermeintlich
richtigen Tal sind. Da ich auf Nummer sicher gehen will, lauf ich ohne
Rucksack eine Weile talaufwärts, weil dort ein See sein muss –
und – oh Wunder – er ist wirklich da. Jetzt ist alles da,
was wir für den richtigen Weg brauchen, ein Pfad, ein kleiner See
über uns, ein großer See unter uns – perfekt. Mittlerweile
sind wir schon 4 Stunden unterwegs und leicht fertig. Der Weg führt
links um den See herum und dann soll irgendwann ein Pfad rechts abbiegen.
Da wir die Abzweigung (eh klar) beim ersten Mal nicht sehen, hatschen
wir rauf zu einem anderen See, bei dem wir aber dann ganz genau wissen,
dass wir falsch sind.
Zu unserer Entschuldigung noch
eine kleine Erklärung: Die Pfade sieht man in dieser Art von Graslandschaft
eigentlich nur immer die nächsten Meter, da alles von riesigen, buschigen
Grasbüscheln verdeckt wird. Nicht dass noch jemand meint, da sind
zwei totale Flachlandtiroler und Navigationsdeppen unterwegs.
Also wieder zurück, nach
dem richtigen Pfad Ausschau gehalten und – oh Wunder - es gibt wirklich
eine Abzweigung, wenn auch kaum wahrnehmbar. Es geht zur Abwechslung wieder
rauf zu einem See – dieses mal der richtige – und dann noch
unendlich weit, bis wir (Dank Jörg, ich wär vorbeigelaufen)
an den perfektesten und idyllischsten natürlichen Zeltplatz gelangen,
den ich je gesehen hab: absolut eben, trocken, komplett mit weichem Moos
bewachsen und schön von Schilfgras eingesäumt. Da wir noch Wasser
brauchen und ich die Route für morgen erkunden will, mach ich mich
noch mal auf die Socken, mit dem Ergebnis, dass sich die weitere Navigation
als sehr schwierig erweist. Wir beschließen, erst mal die Nacht
hier zu verbringen und morgen weiter zu sehen….
Mittwoch, 18.09.02
Die Nacht bringt erfreulicherweise
warme 14 Grad, so dass uns zumindest nicht friert im Schlafsack, dafür
regnet es aber. Am nächsten Morgen ist alles komplett zugezogen und
es nieselt leicht. Sichtnavigation kann man getrost vergessen. Wir beschließen,
bis 9:00 Uhr zu warten und dann eine Entscheidung zu treffen. Bis 9:00
Uhr erfolgt keine Besserung, also treten wir den Rückzug an. Selbst
das erweist sich aufgrund der Sichtverhältnisse als schwierig, aber
um 15:00 Uhr stehen wir wieder auf der Passhöhe und hoffen, dass
auch mal ein Bus anhält. Wir müssen lange warten, dann nimmt
uns ein Pick-Up hinten drauf mit. Zwischendurch regnet es mal ziemlich
heftig, so dass das auch kein richtiger Spaß ist. Nach einer endlosen
Fahrt auf der Stadtautobahn, bei der wir zeitweise keinen blassen Schimmer
hatten, wo die uns hinfahren, gelangen wir in die Altstadt von Quito und
von dort per Taxi ins Hostel. Dort erleben wir eine kleine Sensation:
Es gibt zum ersten Mal heißes Wasser in der Dusche.
Donnerstag, 19.09.02
Ausschlafen und dann Fahrt
Richtung Mitad del Mundo. Von dort weiter zu einem Kraterrand eines Vulkans
(Pupulahua oder so), bei dem es aufgrund der verschiedenen Mikroklimas
eine ziemlich reichhaltige Flora und Fauna geben soll. Die Landschaft
ist zwar ganz nett, aber nicht atemberaubend und von Flora und Fauna sehen
wir nicht viel. Dafür gehen wir dann noch mal ins Mitad del Mundo
und schauen uns das Museum an, das wir beim letzten Besuch ausgelassen
haben. Dort gibt’s eine ganz gute Ausstellung über die verschiedenen
Bevölkerungsgruppen Ecuadors und in einem Nebenmuseum erfahren wir
ziemlich interessante Dinge über den Sonnenkult der Inkas, die damals
schon auf einem Berg in der Nähe von Quito genau auf der Äquatorlinie
bei 0 Grad eine Kultstätte errichtet haben. Außerdem wurden
angeblich alle Kirchen in Quito auf alten Sonnentempeln errichtet, so
dass sich teilweise sehr mysteriöse Beleuchtungssituationen in den
Kirchen ergeben (die Illuminaten und Indiana Jones lassen grüssen).
Bei der Rückfahrt nach Quito schlägt sich der Stress und die
Anstrengung der letzten Tage nieder und ich bekomm ziemliche Kopfschmerzen,
hab keinen Appetit mehr, nur eine Ananas kann ich abends mit Genuss verspeisen.
Danasch ist noch Packen angesagt, da wir am nächsten Morgen zum Cotopaxi
losfahren wollen. Den Illiniza Norte lassen wir aus, weil wir verhindern
wollen, dass uns die Motivation verloren geht. Dafür planen wir mit
einem Tag länger zur Akklimatisation auf der Hütte ein.
Freitag, 20.09.02
Per Taxi geht’s zum Terminal
Terrestre und von dort per Bus zur Kreuzung an der Nationalparkstrasse
und mit einem weiteren Bus zum Eingang des Nationalparks. Dort drücken
wir die 10 $ Gebühr ab und können mit einem Landrover eines
zufällig vorbeikommenden Bergführers für 5 $ pro Nase zum
Parkplatz des Refugio mitfahren. Vorher fährt er uns noch zur Laguna,
von wo aus man ziemlich gute Fotos vom Cotopaxi machen kann. Vom Parkplatz
sind es noch 300 Hm zum Refugio (4800 m), die wir locker bewältigen,
uns aber dennoch vorsichtshalber eine Runde ausruhen. Bis jetzt haben
wir keine Höhenprobleme, weswegen wir auch für den Nachmittag
beschließen bis zum Gletscherrand auf 5100 m aufzusteigen und den
Einstieg zum Gletscher zu suchen. Wir sind insgesamt 4h unterwegs, was
anscheinend zu lang ist, weil ich beim Abstieg ziemlich Kopfschmerzen
krieg, leider wieder mal so stark, das ich keinen Appetit habe -> ab
ins Bett und ausruhen.
Samstag, 21.09.02
Pünktlich um Mitternacht
fangen alle zu Räumen und zu Packen an. So richtig gut geht’s
mir immer noch nicht, deshalb fällt von meiner Seite die Entscheidung
nicht loszugehen und noch einen Tag zu warten -> weiterschlafen. Die
Entscheidung war im Nachhinein völlig richtig, da es am Morgen mir
zwar wieder besser, aber Jörg dafür nicht so gut geht.
Wir schlafen erst mal richtig
aus, essen uns richtig satt und steigen dann am Nachmittag erneut zum
Gletscherrand auf. Wir bleiben nicht lange, steigen wieder ab und sind
gespannt ob’s Kopfweh kommt oder nicht … und es kommt nicht!
Aufgrund dieser Tatsache fühlen wir uns gut akklimatisiert und sind
voller freudiger Erwartungen für den nächsten Tag.
Sonntag, 22.09.02
Die ersten Irren fangen diese
Nacht schon um 23:00 Uhr an mit Packen und Aufstehen. Das reißt
natürlich alle anderen mit und im Nu ist die ganze Hütte auf
den Beinen. Nach dem Frühstück und dem Abfüllen der Wasserflaschen
gehen wir um 0:35 Uhr an der Hütte weg. Zum Gletscherrand brauchen
wir eine gute Stunde, legen Seil und Steigeisen an und marschieren weiter.
Der Beginn ist zunächst unerwartet steil, was bis auf wenige flache
Zwischenpassagen auch so bleibt -> ANSTRENGEND!
Bei ca. 5300 m meldet sich
mein Kopf bei mir (mit Kopfschmerzen), aber es ist so kalt, dass ich das
kaum spür. Der Aufstieg ist echt total anstrengend, es pfeift ein
eisig kalter Wind und an die wärmende Sonne wage ich noch gar nicht
zu denken. Ab und zu schaue ich auf den Höhenmesser, der sich zwar
konstant, aber viel zu langsam nach oben bewegt. Ich versuche einen ganz
gleichmäßigen, langsamen Schritt zu gehen, aber Jörg braucht
trotzdem immer wieder Verschnaufpausen. Als wir an dem steilen Absatz
kurz vor dem Gipfelaufschwung stehen, hab ich dieses seltsame Erlebnis,
das mir die ganze Sache ganz schön unheimlich erscheinen lässt.
Als ich vor dem Steilaufschwung stehen bleibe und darauf warte, dass die
eine Seilschaft rauf und die andere runtergeht, hab ich plötzlich
so was wie einen Blackout und das Gefühl, dass ich im wahrsten Sinn
des Wortes neben mir stehe und den Ralph, der da steht, wie ein Außenstehender
betrachte. Das ganze dauert nur ganz kurz, aber es ist total unheimlich
– ein ganz besonderer Bewusstseinszustand, den ich so noch nie vorher
erlebt habe….
Aber ich hab eh keine Zeit,
da groß drüber nachzudenken, weil der Steilaufschwung frei
ist und wir da rauf müssen. Jetzt sind’s noch ca. 50 Hm zum
Gipfel, die sich aber zu einer Ewigkeit ziehen. Jörg verliert ein
Steigeisen. Ich verfluche die verdammten Riemensteigeisen mittlerweile,
vor allem weil sie auf Jörgs Schuhen, die nur bedingt steigeisenfest
sind, nicht sauber halten. Wir befestigen es wieder und hoffen, dass es
bis zum Gipfel hält. Nach einigen Metern kommt von Jörg wieder
die Meldung, dass ich anhalten soll, weil was mit seinen Eisen nicht stimmt.
Verdammte Scheiße! Ich schau zurück und sehe, dass –
diesmal das andere Eisen – zur Hälfte an seinem Fuß hängt
und die andere Hälfte 5m hinter ihm im Schnee liegt. Oh Mann, wenn
da am Eisen jetzt was gebrochen ist, dann kann das ja ein lustiger Abstieg
werden! Jörg ist grad irgendwie total fertig und liegt regungslos
im Schnee, bei mir sammeln sich die letzten Kräfte – uns fehlen
noch ca. 20 Hm zum Gipfel. Zum Glück ist nur das vordere vom hinteren
Teil ausgehängt, was sich schnell wieder reparieren lässt. Also
die Eisen wieder zusammengebaut, angeschnallt und weiter geht’s…
Irgendwas riecht plötzlich
ganz komisch nach Schwefel und da ich den Geruch im Zusammenhang mit Bergsteigen
nur kenne, wenn Eisen auf Stein schlägt/reibt oder beim Steinschlag,
wird mir ganz mulmig zumute, bis Jörg hinter mir sagt “Hier
muss doch der Krater jetzt irgendwo sein, es riecht ja schon nach Schwefel”.
Erst da kapier ich, dass das der Schwefelgeruch aus dem Krater sein muss.
Während ich mir über
den Schwefelgeruch Gedanken mache, gehen wir die letzten Meter und irgendwann
geht’snicht mehr
höher hinauf – wir sind auf dem Gipfel des Cotopaxi auf 5897
m angelangt!
Da die Anstrengung monströs
bis grausam war und die (vorläufige) Erleichterung ziemlich groß
ist, schießen mir erst mal die Tränen in die Augen. Das viel
beschriebene Gipfelglück ist voll da – die Endorphine werden
geradezu in die Blutbahn geschossen – da kommt Freude auf! Der Rundblick
ist atemberaubend: Im Norden ist es frei, da sieht man bis Quito, im Süden
der Blick in den Krater. Unter uns ist alles wie in weiße Watte
verpackt, nur die großen Vulkane (Cayambe, Antizan, Chimborazo)
schauen aus dem Wolkenmeer heraus. Jetzt schnell die Gipfelfotos machen
und dann nichts wie wieder runter: Die weiß-blaue Rautenfahne weht
am Schaft von meinen Eispickel, wie lang hab ich mich da drauf gefreut….
Der Abstieg beginnt genau so
schwer, wie der Aufstieg geendet hat. Im Schneckentempo gehen wir nach
unten. Wenigstens ist die Belastung auf die Steigeisen jetzt andersrum,
so dass die bei Jörg jetzt halten. Als wir über die Steilstufe
abgestiegen sind, schlagen sich die Kopfschmerzen endgültig und so
stark auf den Magen durch, dass sich ein Grossteil meines Mageninhalt
ins ewige Eis einer Gletscherspalte ergießt.
Beim weiteren Abstieg hab ich
dann meine zweite “Bewusstseinsstörung”. Ich falle beim
Absteigen in mitten unterm Gehen in einen Sekundenschlaf – der Schlafentzug
der letzten Tage und die Anstrengung haben da wohl volle Arbeit geleistet.
Ist zwar, wie beim ersten mal, gleich wieder vorbei aber trotzdem sehr
strange. Zum Glück sind wir nicht die letzte Seilschaft am Berg,
denn sonst hätt ich richtig Schiss gehabt. Eine Gruppe Japaner ist
noch hinter uns und noch zwei Zweier-Teams. Der Abstieg dauert eine Ewigkeit
und trotz der mittlerweile aufgegangenen Sonne ist es immer noch lausig
kalt, da uns ein strenger Wind um die Ohren pfeift.
Zu allem Überfluss machen
sich jetzt auch noch unsere Dickdärme bemerkbar und wer schon mal
am Gletscher aufs Klo musste, der kann sich vorstellen, wie angenehm es
ist sich bei Eiseskälte aus dem Klettergurt und den verschiedenen
Schichten Kleidung zu schälen um seine Geschäfte zu verrichten….
Irgendwann (Lichtjahre später)
sind wir am Gletscherausstieg angelangt, den wir zum Glück zügig
durchqueren können.
Als wir auf dem Sand des Vulkans
stehen, lassen wir uns erst mal umfallen und machen ein Nickerchen. Auf
dem weichen Lavasand ist der weitere Abstieg zur Hütte relativ einfach.
Vor der Hütte liegen wir wieder in der Sonne, unfähig uns zu
bewegen. Dann ziehen wir irgendwann ins Lager um. Da es mir aber immer
noch nicht wirklich besser geht, kann ich mich nicht richtig erholen und
dränge auf einen raschen Abstieg zum Parkplatz und Rückfahrt
nach Quito. Am Parkplatz steht das Taxi eine Franzosen, der in Peru lebt,
hier Urlaub macht und sich das Taxi komplett gechartert hat. Der fährt
nach Quito zurück und da der Preis akzeptabel ist (10 $ pro Nase),
fahren wir bis vors Hostel mit. Dort ist die Dusche schon wieder warm,
was einen die Strapazen leichter vergessen lässt und auch meine Kopfschmerzen
sind – wie erwartet – weg.
Montag, 23.09.02
Da wir einen Haufen schmutziger
Wäsche haben, beschließen wir einen Tag in Quito zu bleiben
und waschen zu lassen. Wir schlafen richtig aus und machen uns dann auf
den Weg nach Otavalo. Die Stadt ist ganz nett und verschlafen und es gibt
anscheinend jeden Tag ein paar Marktstände, die die Wollpullover,
Hängematten und das ganze andere Zeugs verkaufen. Ich kauf mir zwei
echt kuschelweiche Alpacca-Pullover und eine Mütze, da ich meine
geliebte Mammut-Windstopper-Mütze wohl auf der Hütte irgendwo
verschlampt habe.
Sonst passiert nichts erwähnenswertes.
Dienstag, 24.09.02
Mit frischen Klamotten und
ohne alle Bergausrüstung starten wir unsere “normale”
Rundreise mit dem ersten Ziel Latacunga, wo heute ein Fest zur Ehren der
“Virgen de la Mercedes” stattfindet, auch “Mama Negra”-Festival
genannt, bei dem sich christliches mit indianischem Brauchtum in einem
christlichen Fest vermischt haben.
Im Bus nach Latacunga treffen
wir Nico, einen 23jaehrigen aus Latacunga, der in Quito arbeitet und zu
den Feierlichkeiten nach Hause fährt. Wir verabreden uns mit ihm
und seinen Freunden und schauen den Umzug an. Dabei werden wir, als Touris
natürlich prädestiniert für so was, “gereinigt”
oder besser geläutert. Das sieht so aus, dass 3 verkleidete Gestalten
um einen rumtanzen, zwei klopfen einen mit einer Art Geweih und einem
Stab ab und der dritte nimmt einen Mund voll irgendeines milchigen Zeugs
aus einer Flasche und bespuckt einen damit ordentlich. Ansonsten laufen
halt ständig Einheimische mit der Schnapsflasche rum und schenken
aus. Der Rest ist eine Mischung aus riesengroßem Faschings- und
Trachtenumzug mit den Leuten aus der ganzen Region, die in Ihren verschiedenen
Trachten gekommen sind.
Das ganze fing bereits um fünf
am Nachmittag an, so dass wir um neun Hunger bekommen, mit Nico und einem
Freund von ihm einen Hamburger essen gehen und dann beschließen
uns von den Socken zu machen, weil erstens Jörg schon ziemlich am
Ende ist (er hat anscheinend einiges mehr erwischt als ich mitgekriegt
hab) und zweitens, weil uns die Burschen doch nicht so 100%ig geheuer
sind und ständig nach unserer Kamera gefragt haben. Na ja, wir machen
jedenfalls mit Nico aus, dass er uns am nächsten Tag um 10:00 Uhr
abholt um uns “seine Stadt” Latacunga zu zeigen.
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Kleiner Exkurs über das
Reisen zu zweit:
Da ich zwar ein Gefühlstrampel,
aber auch nicht ganz doof bin, hab ich die letzten Tage schon gemerkt,
dass Jörgensen ziemlich gereizt und aggressiv ist, was ich nach gründlicher
tiefenpsychologischer Analyse darauf zurück führe, dass ihm
sein Astdridl halt schon sehr fehlt -> großes Verständnis.
Da aber auch ich nichts dafür kann, dass sie nicht dabei ist, lass
ich mich auch nur ungern anmotzen und bin schon etwas genervt. Als nun
Mr. Obersuff drei mal nachts aufsteht, das Licht anmacht und ewig rumpoltert
um aufs Klo zu gehen, sage ich ihm mal meine Meinung in einer etwas härteren
Tonart – das wirkt! Am nächsten Morgen bin ich, als Jörg
aufwacht gerade beim Duschen. Später gesteht er mir, dass er schon
voll Schiss hatte, ich war abgehauen und allein weitergereist -> Grins!
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Mittwoch, 25.09.02
Wie ich schon fast erwartet
habe, taucht Nico um 10:00 Uhr nicht auf, das ist uns allerdings auch
nicht so unrecht, weil wir dann zum Vulkankratersee von Quilotoa fahren.
Da wir erst um 10:30 loskommen, ist die Frage, ob wir es am selben Tag
noch zurück schaffen, schon vorprogrammiert. Die Hinfahrt ist erst
mal sehr “urtümlich”. Mit uns sind neben Gemüse
und Obst aller Art auch lebendige Hühner und Hunde mit an Bord. Die
meisten Leute fahren vom Markt heim oder so und dass Wasser bei der Landbevölkerung
hauptsächlich zum Trinken da ist, riecht man auch! Ich will damit
nicht sagen, dass wir sauberer waren, aber unsere chemischen Duschen (Deospray)
wirken halt doch Wunder. Die Fahrt geht hinauf und hinein ins Hinterland.
Auf etwa halber Strecke hält der Fahrer plötzlich an, steigt
aus und ein Junge, der unserer Meinung nach ca. 14 Jahre alt sein dürfte,
übernimmt den Bus und fährt von da an mit professioneller Gelassenheit
20 Leute über die meist schlechte Schotterpiste.
Kurz vor zwei kommen wir am
Kraterrand an, gerade noch rechtzeitig um Fotos zu machen. 10 Minuten
später zieht es zu und alles ist nur noch eine Nebelsuppe mit nicht
mehr als 100 m Sichtweite.
OK, Ausflug beendet. Die nächste
Aufgabe ist die Organisation der Rückreise. Wir treffen ein amerikanisch-holländisches
Paar (Lesley und Jeffrey), die auch nach Latacunga zurück wollen.
Nach einer kleinen Stärkung in einer Art Rauchkuchl (offenes Feuer,
hust) gehen wir zur Fuß zur nächsten Kreuzung los. Ein Pick-Up
kommt uns entgegen der uns auf dem Rückweg mitnehmen kann. Mittlerweile
ist es so kalt und neblig, dass sich an der Fleece-Jacke und an den Haaren
Wassertropfen bilden. Endlich kommt der Pick-Up! Das Problem ist nur,
dass er in seiner Fahrerkabine nur noch zwei Sitzplätze hat und hinten
drauf sind die windgeschützten Plätze auch schon weg. Lesley
darf als Frau natürlich vorne rein, das ist klar und bevor wir lang
überlegen, springen Jörg und ich hinten drauf. Die ersten Kilometer
geht’s noch, aber dann wird es schon sakrisch kalt und als wir nach
langen 20 km Fahrt aussteigen, rechne ich fest mit einer Erkältung
für den nächsten Tag. Eine Mini-Tasse Tee in einem ziemlichen
Drecksloch, für die die Wirtin 50 Cent will, aber nur 25 kriegt,
weil wir uns nicht verarschen lassen, wärmt uns wieder etwas, verfeindet
uns aber mit der Wirtin. Tja die verdammten Gringos lassen sich nicht
alle abzocken!
Um 17:30 Uhr kommt dann endlich
der Bus, der uns nach Latacunga zurückbringt. Dort gibt’s dann
noch ein leckeres Hühnchen mit Reis und Pommes.
Donnerstag, 26.09.02
Wir fahren zum Morgen-Markt
nach Saquisili, was ein echtes Erlebnis ist. Von abgetrennten Rinds- und
Schweinsköpfen über Obst und Gemüse, Wollwaren aus Otavalo,
Werkzeug und selbstgemachten Gewehren gibt’s dort alles, was man
sich vorstellen kann. Wir machen Hüftschüsse wie die Wilden,
von denen ich schon gespannt bin ob die was werden! Nachmittags fahren
wir mit dem Bus über Ambato nach Banos.
Freitag, 27.09.02
In Banos leihen wir uns MTBs
aus und wollen die 20 km bis zu den Rio Verde-Wasserfällen fahren
(nur bergab und gerade, nach dem Cotopaxi keine körperliche Anstrengung
mehr, bitte!). Zwischendrin gibt’s noch ein paar andere Wasserfälle.
An einer Mini-Seilbahn über eine Schlucht treffen wir Robert und
Peter aus Hessen wieder, die wir von der Cotopaxi-Hütte her schon
kennen. Mittags essen wir sehr leckeres Churasco, bei dem die Besatzung
des Militärhubschraubers gegenüber für 3 Essen weniger
bezahlt, als wir für zwei – das ist die Gringo-Tax!
Als wir die Rio Verde- Fälle
besichtigt haben und uns von den herabstürzenden Wassermassen wirklich
beeindrucken ließen (da hat sogar die Aussichtskanzel gezittert),
sitzen wir noch eine ganze Weile mit Robert und Peter bei einem Bier in
der Sonne und reden über Gott und die Welt.
Da wir uns ja körperlich
nicht anstrengen wollen, heuern wir einen Lastwagen an, der uns mit sechs
anderen Radlern zurück nach Banos fährt. Die Fahrt hinten auf
der Ladefläche macht sauviel Spaß, die Haare wehen im Fahrtwind
und wenn der LKW in einer Kurve gefährlich nahe am Abgrund fährt
und man in der Schräglage meint, dass die ganze Ladeplattform gleich
in die Schlucht runterkippt, ist das schon recht aufregend.
Abends gehen wir mit Robert
und Peter noch mexikanisch essen und danach mit ihnen, zwei Mädels
aus Schrobenhausen (ja, die Welt ist ein Dorf) zwei Kiwis und einem australischen
Langzeit-Traveller in eine Bar. Ich verabschied mich um 1:00, Jörg
braucht natürlich seine Extra-Ration Party und kommt erst gegen 04:00
oder so ins Hostel zurück.
Samstag, 28.09.02
Ausschlafen, Frühstücken
(endlich mal ein gscheites Müsli statt dem ewigen Rührei). Per
Bus geht’s nach Riobamba, wo wir in einem zwar heruntergekommenen,
aber eigentlich sehr schönen alten Hotel mit 5m hohen Räumen
unterkommen. Wir kaufen die Zugtickets für morgen, besuchen noch
einen kleinen Aussichtshügel, checken unsere mails in einem Internetcafe
mit sensationell langsamer Verbindung und gönnen uns dann noch eine
Pizza.
Sonntag, 29.09.02
06:00 Uhr aufstehen. Da mein
kleiner Wecker leider eine Dreiviertelstunde nachgeht, verpassen wir beinahe
den Zug. Sakradi, wie kann mir so was passieren? Am Anfang find ich’s
echt lächerlich, da nur Touris wie die Hennen auf der Stange auf
dem Zugdach sitzen und man kann sich sogar für 1 $ ein Kissen mieten,
ist das schlecht!
Der landschaftlich schönste
Teil der Strecke ist der von Riobamba nach Alausi. Zwischendrin gibt’s
bei einem Zwischenstopp superleckere panierte und frittierte Bananen zu
kaufen, die ich im nachhinein für meine Magenbeschwerden der folgenden
Tage verantwortlich mache. Der letzte Teil der Strecke an der Teufelsnase
(Nariz del Diablo) vorbei, der in allen Reiseführern als eines der
Highlights in Ecuador beschrieben wird ist leider nur ein Hin- und Herrangieren
in einem heißen Tal ohne landschaftliche Reize. Zurück in Alausi
nehmen wir einen Bus in Richtung Cuenca, steigen aber in Canaris aus,
weil wir am nächsten Tag noch nach Ingapirca wollen, den bedeutendsten
Inca-Ruinen Ecuadors.
Montag, 30.09.02
Wir fahren relativ früh
nach Ingapirca und sind um 09:00 Uhr dort. Erst mal müssen wir 6
$ abdrücken, dafür gibt’s dann im Museum auch kein Licht
und nur sehr wenige englische Beschriftungen. Die Anlage an sich ist ungefähr
so sehenswert wie die Römer-Ausgrabungen in Weißenburg –
nicht mehr und nicht weniger.
Einigermassen enttäuscht
nehmen wir den nächsten Bus Richtung Cuenca, tauschen dort Traveller-Schecks
um und essen was, bevor wir weiter nach Guayaquil und dann nach La Libertad
fahren, weil das der Knotenpunkt für die Weiterreise nach Montanita
ist. In La Libertad hab ich nachts ziemliche Magenkrämpfe und wir
sind im bis jetzt miesesten Zimmer der ganzen Reise untergebracht –
fensterlos, muffig und nur mit Ventilator.
Dienstag, 01.10.02
Schon bevor Marktstände
oder Restaurants aufmachen fahren wir nach Montanita los, wo wir um 10:00
Uhr ankommen. Ist ein nettes und aufgrund der Nebensaison total verschlafenes
Dorf, nur die Sonne fehlt. In Montanita ist die Hauptbeschäftigung
das Abhängen in den Hängematten. Wir laufen aber noch etwas
am Strand lang und Jörg probiert Wellenreiten aus.
Mittwoch, 02.01.02
Heute hab ich mir vorgenommen
nur “leichte” Kost zu mir zu nehmen, damit meine Magenschmerzen
vielleicht mal verschwinden. Schaff’s leider nur bis Mittag mich
dran zu halten, der Fisch am Abend ist zu verlockend. Sonstiges Programm:
Abhängen in den Hängematten.
Donnerstag, 03.10.02
Nach dem Frühstück
fühlt sich mein Magen ganz gut an, hoffentlich bleibts so! Wir starten
den Tag erst mal mit etwas Abhängen in den Hängematten, aber
irgendwie ist der Tag heute noch trüber und trostloser als alle anderen
bisher. Daher entschließen wir uns gegen 10:00 Uhr einfach Richtung
Atacames in die nördlicheren Küstengebiete aufzubrechen, da
der Strand dort auch ganz gut, vor allem aber das Wetter besser sein soll.
Wir packen, bezahlen und gehen zur Bushaltestelle, wo uns nach 30 Minuten
ein Bus nach Jipijapa mitnimmt. Fast ohne Unterbrechung geht’s weiter
nach Porto Viejo und von dort nach Santo Domingo. Hier bleiben wir die
Nacht über, weil’s schon 21:00 Uhr ist, als wir ankommen.
Freitag, 04.10.02
Wir brechen früh auf,
sind bereits um 11:00 Uhr in Esmeraldas und um 12:00 in Atacames. Dort
checken wir im Hotel Vista Hermosa ein und haben, wiederum dank Nebensaison
erst das ganze obere Stockwerk, später das ganze Hotel für uns.
Der erste Eindruck von dem Ort ist für mich ziemlich schlecht. Eine
lange Strandpromenade mit vielen Restaurants und einer Strandbar neben
der anderen, die sich gegenseitig mit der Lautstärke ihrer Musikanlagen
zu übertönen versuchen, dabei sind kaum Touristen unterwegs,
Ecuador halt! Am liebsten würd ich gleich nach Quito zurückfahren,
zu den Las Puntas trekken und einige von ihnen erklettern. Nachmittags
sind wir in einem sündteuren Internetcafe und Jörg entnimmt
dem Wetterbericht, dass die nächsten und letzten uns verbleibenden
Tage für Quito und Umgebung Gewitter und Stürme vorausgesagt
sind, für Atacames dagegen nur halbbewölkt, also bleiben wir
hier. Wir entdecken im Hotel “unseren Balkon”, ein außen
liegender Gang zu zwei Zimmern, der aber infolge fehlender Gäste
nicht genutzt wird. Dort richten wir uns häuslich ein und nach einigen
Cuba Libres mit dem guten Estelar-Rum schaut die Welt schon ganz anders
aus….
Samstag, 05.10.02
Die wichtigste Aufgabe ist
heute die Suche nach einer Wäscherei, die ich dann als Lavanderia
“zum Tucan” auch gefunden habe. Besitzerin ist, wie der Name
fast schon vermuten lässt, eine Deutsche, die sich aber auf meine
Frage hin, was sie veranlasst hat, sich hier nieder zu lassen und eine
Wäscherei auf zu machen nur dahingehend äußert, dass das
eine lange Geschichte sei…
Vormittags Balkonsession mit
Lesen, nachmittags Strand, abends Balkonsession mit Cuba Libre.
Sonntag, 06.10.02
Vormittags Balkonsession mit
Lesen, Frühstück heute (Sonntag) mit Milch! Heute bietet uns
einer am Strand nicht nur Gras, sonder zur Abwechslung auch mal Frauen
an, da wir aber unseren Focus derzeit auf andere Genüsse gelegt haben,
frönen wir diesen mit einer guten Flasche Estelar, die sich mit Cola
zu sehr vielen leckeren Cuba Libres verwandelt. Am
Balkon erlegen wir noch eine dicke, fette Kakerlake.
Montag, 07.10.02
In der Früh zuckt die
Kakerlake immer noch, so ein zähes Luder!
Heute haben wir einen echt
harten Aktionstag mit sage und schreibe fünf Aktionen vor uns, der
uns von der mit gnadenloser Härte herunterbrennenden Sonne noch erschwert
wird.
Unsere Aktionen:
Wäsche aus Wäscherei
abholen
Postkarte wegschicken
Busfahrkarte für Rückfahrt nach Quito kaufen
Zwei Edelstahlbecher kaufen
Cola kaufen
Nachdem sich Aktion 2
als undurchführbar herausstellt, da es weder Postamt noch Briefkasten
in diesem Kaff zu geben scheint, wird diese gestrichen.
Alle anderen Aktionen können
wir, der mörderischen Hitze tapfer die Stirn bietend, mit Bravour
erledigen.
Ein weiteres Tages-Highlight
ist dann noch die gemeinsame Jagd auf eine Kakerlake, die sich am Boden
unter meinem Rucksack versteckt hat. In präziser Teamarbeit gelingt
es uns, den Rucksack so schnell hochzuheben und die K. zu erschlagen,
dass sie keine Möglichkeit zur Flucht hat.
Am Strand wird man heute sandgestrahlt,
so ein Wind geht.
Abends machen wir noch ein
paar Super-Romantik-Schmacht-Sonnenuntergangsfotos.
Dienstag, 08.10.02
Rückfahrt nach Quito.
Unterwegs geht irgendwas am Bus kaputt, aber es sind ja zum Glück
drei Leute von der Busgesellschaft an Bord, die den Schaden in eineinhalb
Stunden wieder beheben können.
Mittwoch, 09.10.02
Jörg zischt in der Früh
per Taxi ab zum Flughafen und ich fahr nach Otavalo, um noch Hängematten
usw zu kaufen.
Donnerstag, 10.10.02
Reisebericht tippen, zum Iberia-Büro,
Rückflug bestätigen lassen, Stadtbummel
Freitag, 11.10.02
Ausschlafen, ab zum Flughafen
und back to Munich. Der Flug hat 4 Stunden Verspätung, dafür
werde ich upgegraded und darf erster Klasse nach Madrid fliegen. Auch
sehr angenehm. In Deutschland erst mal Temperaturschock! Oh mei is’
da kalt!
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Borneo erfolgreich
durchquert (reuter)
Letzten Meldungen zufolge ist
es einem deutschen Expeditionsteam gelungen, die zu Malaysia gehoerende
Insel Borneo zu durchqueren. Das Team mit wechselnder Besetzung aus Bayern
und zeitweiser Unterstuetzung aus dem Lieblingsnachbarland Oesterreich
kehrte heute gegen 12:00 Uhr Ortszeit zum Stuetzpunkt in Singapur zurueck.
Um Ihnen die Realitaet moeglichst nahe bringen zu koennen, folgt ein Auszug
aus dem Tagebuch eines der Expeditionsmitglieder:
Samstag, 16.12.00
Nach einem langen Flug von Muenchen ueber Frankfurt bin ich am Samstag
in Singaqpur angekommen und wurde von Marco und seiner Freundin Joanne
am Flughafen abgeholt. Auf der Fahrt vom Flughafen nach Gillman, wo mein
Bruderherz wohnt, entpuppte sich Singapur als sehr gruene Stadt und nicht
als graue Betonwueste, wie sie mir immer beschrieben worden ist. Auch
das Appartement, in dem Marco zusammen mit zwei Deutschen und einem Australier
wohnt gefaellt mir sehr gut. Es gibt einen grossen Aufenthaltsraum und
alles ist sehr luftig und offen gestaltet (italienmaessig), kein Wunder,
bei den hier herrschenden Temperaturen! Einziger Nachteil ist, dass direkt
am Haus eine vierspurige Strasse vorbeigeht und der Geraeuschpegel dementsprechend
hoch ist. Wo ich normalerweise nur das Rauschen eines Gebirgsbaches als
Geraeuschkulisse gewohnt bin, natuerlich eine Riesen-Umstellung! Am Samstag
Abend gibts noch ein kleines Sit-In mit Leuten aus den umliegenden WGs,
bei dem auch unser Spezl Martin mit von der Partie ist, der naechste Woche
zu uns stossen wird.
Sonntag, 17.12.00
Nach intensivem Ausschlafen und Zeug zusammenpacken gehts erst mal mitm
Taxi zum Shuttle-Bus, der uns nach Johor Bahru (Malaysia) bringt, von
wo wir nach Kuching (Borneo) fliegen. Bis wir endlich in Kuching angekommen
sind und ein Hotel gefunden haben, ist es bereits dunkel geworden und
weil Fast-Food in Malaysia ja so billig ist, goennen wir uns ein Abendessen
im Pizza Hut.
Montag, 18.12.00 Heute gehen wir erst mal ins Museum von Kuching,
das wirklich tolle Ausstellungen ueber die Tierwelt, die verschiedenen
traditionellen Baustile der Langhaeuser von Sarawak, u.v.m. hat. Nach
dem Mittagessen versuchen wir krampfhaft noch irgendwas anzuschauen, aber
irgendwie bietet halt Kuching nicht mehr und so sitzen wir an der Uferpromenade
herum, lesen und ranzeln in den Tag hinein.
Diesntag, 19.12.00 Heute gahts weiter entlang der Kueste von Borneo.
Von Kuching fahren wir mit dem Bus zum Faehrenterminal und weiter mit
der Faehre nach Sibu. Auf der Fahrt gibts alle Arten von Gewaltvideos
zu sehen. Von Hong-Kong-Kung-Fu-kampffilmen ueber Desperado (geschaetzte
514 Tote) bis zum WWF-Wrestling. Und die Malaysier stehen halt voll drauf!
Zwischendurch ist es echt interessant, sich auch mal von den spannenden
Filmen loszureissen und aus dem Fenster zu schauen, wo es die dreifach
uebereinander geklebte Sonnenschutzfolie erlaubt. Eine Dschungellandschaft,
wie man Sie sonst nur aus dem Fernsehen kennt, zieht draussen vorbei.
In Sibu muessen wir dann feststellen, dass die Stadt auch nicht viel mehr
als eine Stadt mitten im Dschungel ist, so dass wir am Nachmitag den neuen
Schwarzenegger (6th day)anschauen und mit dem Nachtbus nach Miri weiterfahren
Mittwoch, 20.12.00 Die Fahrt nach Miri dauert leider nicht lange
genug, so dass wir schon um 03:30 in der Frueh ankommen und die Zeit bis
06:00 Uhr nach einer fast schlaflosen Nacht am Busbahnhof verbringen und
auf den ersten Bus warten. Der faehrt uns in die Stadt aber das Tourismusinfobuero,
das wir dringend brauchen, um die weitere Reise zu planen, oeffnet erst
um 08:00, so dass wir genuegend Zeit haben, uns zu uebelegen, was wir
da dann fragen wollen. Zwischendurch komm ich drauf, dass mir der Sonnenclip
fuer meine Brille fehlt. Also nochmal zurueck zum Busbahnhof, der Bus
steht noch da, aber (eh klar!) ohne meinen Sonnenclip. Egal, wass solls,
zurueck in die Stadt. Dort wollen wir unseren Trip durch den Dschungel
organisieren. Eigentlich hasse ich ja organisierte All-Inklusive-Packete
wie die Pest, aber in dem Fall ist es unmoeglich ohne irgendwelche Locals
zu kennen, eine Abholung mit dem Boot am Ende des Treks, das irgendwo
im weiten Dschungel ist, zu organisieren. Wir klappern also alle Agenturen
ab, die den sog. "Headhunters Trail" anbieten, ab und koennen bei einer
gleich noch am selben Tag losfahren, weil ein oesterreichisches Paar schon
gebucht hat und eh auf der Suche nach Mittrekkern war, damit's billiger
wird.
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schnipp ---------------------------------------------------------------------
Ok, ich (Marco) uebernehm' dann mal das Steuer, ich hab' mich naemlich
jetzt endlich von den Strapazen erholt...allen Strapazen, die Euch, liebe
Leserschaft, in den letzten bzw. folgenden Zeilen so lebhaft (oder auch
nicht?) erzaehlt wurden/werden... Also wir starteten dann nach dem Buchen
und nochmal really fast FastFood (aber diesesmal malaysisch...) gleich
zum Flughafen in Miri. Dort nahmen wir dann einen dieser 12-Sitzer, der
Flug war sehr sehr angenehm. Wir hatten einen wunderbaren Blick ueber
den tropischen Regenwald und seine Lehmfluesse, wie man's sonst nur so
aus irgendwelchen Filmen kennt. Angekommen im Gunung Mulu National Park
hatten wir dann gleich noch 2 Hoehlen auf dem Programm stehen. Einfach
wunderbar, und so vollgesch...en von Fledermaeusen, unglaublich. Ck One
ist 'n "Dreck" dagegen. Nun gut, geschlafen haben wir dann diese Nacht
einfach super, nach dem Rumgerenne den ganzen Tag.
Donnerstag, 21.12.00 Nach einem reichhaltigen Fruehstueck ging's
erstmal zu 2 weiteren Hoehlen, die jetzt nicht mehr so unglaublich viel
Neues boten (nach einem Kaffeefahrt-ueblichen Zwischenstop zum Kaufen
von Einheimischen-Zeugs). Anschliessend ging's mit dem Langboot zum Start
des ersten Trails, wo ich auch sofort von boesartigen, sich festsaugenden
Monstern, naemlich Blutegeln attackiert wurde. Nach einem harten Kampf
aber mussten sie sich mir zu Fuessen werfen, naemlich nachdem sie mit
dem Finger weggeschnippt wurden, hihi. Die tropische Hitze machte uns
auf unserer kraeftezehrenden Reise so zu schaffen, ich glaub', ich verlor
so ca. 70 kg... dafuer wurden wir aber, im Basis-Camp angekommen, fuerstlich
belohnt. Das Camp lag in einem wunderbaren Tal an einem (fuer Singapores
Verhaeltnisse :-) ) kalten Gebirgsfluss, in dessen reissende Fluten wir
uns natuerlich gleich stuerzten.
Freitag, 22.12.00 Nach einer fast schlaflosen Nacht auf Holzboden
ohne Matratze und Schmerzen an jeder Stelle unserer Koerper mussten wir
auch noch frueh aus den Kojen, um uns ins naechste Abenteuer zu stuerzen:
Die Pinnacles. Das sind Felsen, die ueber den tropischen Regenwald wie
Zinnen (daher auch der Name) hinwegragen. Der Aufstieg war schon ganz
schoen anstrengend, es ging vom ersten Schritt an nur steil bergauf. Fuer
die letzten paar hundert Meter benoetigten wir sogar eine ganze Stunde
an Kletterei. Der Ausblick dort oben war aber echt sehr beeindruckend.
Was mir aber nicht mehr so sehr gefiel, war das ganze Stueck Kraxelrei
wieder abwaerts zu machen. Wir brauchten laenger, um runterzukommen, als
wir hinaufgebraucht haben!!! Ich hatte die folgenden drei Tage Muskelkater
in den Oberschenkeln...poor Marco, I know...
Samstag, 23.12.00 Wir machten uns auf den beruehmt-beruechtigten
Headhunters Trail. Gottseidank bestand dieser aber nur aus leichtem Trekking,
was von uns gerade noch zu meistern war. Gefaehrlicher war da schon, gegen
die Kopfjaeger anzukommen :). Aber dank unserers unglaublichen Geschickes
gelang es uns abermals, den undurchdringlichen Dschungel zu durchqueren.
Am Ende dieses Trecks und unserer Kraefte wartete mal wieder ein Langboot
auf uns, mit dem wir dann ca. 1-2 Std. auf den Schlammfluessen zu einem
Langhaus (das ist das urspruengliche Haus der Eingeborenen) gebracht wurden.
Das Langhaus ist wirklich unglaublich lang und besteht aus ca. 60 aneinandergereihten
Einheiten, in denen je eine Familie/Sippe lebt. Die Leute da waren echt
super gastfreundlich, weshalb wir uns ihnen natuerlich sehr dankbar zeigten
und ihnen 4 Gallonen Reiswein spendierten, was den Stammesaeltesten dann
auch zu einem seiner traditionellen Taenze ermutigte. Ralph musste den
Tanz auch nachahmen, was ihm nicht so wirklich Spass zu machen schien,
unserem weltweit bekannten Tanzbaer. :) Alles in allem ein schoener feucht-froehlicher
Hoehepunkt unserer Reise!
Sonntag, 24.12.00 Ohne Kater starten wir den Weihnachtstag. Wir
brechen vom Langhaus mit einem Langboot auf, steigen nach ca. 1 Std. in
einen Kleinbus um. Dieser bringt uns dann nach Limbang, wo wir nicht lange
zu halten waren. Die naechste Minifaehre brachte uns naemlich nach Brunei,
wo wir eine Nacht bleiben wollten. Brunei ist ein ziemlich reiches und
unglaublich laaaaangweiliges Land, in dem es nicht mal Alkohol zu kaufen
gibt. Darum gibt es keinerlei Bars und Kneipen und die Strassen sind um
10 oder 11 dann so gut wie tot. Aber eine schoene Moschee ist da! Und
es gibt unglaublich viele dieser Stelzendoerfer, die auf dem Wasser gebaut
sind. ...ach ja, fast haette ich's jetzt vergessen: Kirche haben wir keine
gefunden, uns hat leider nur der Muhezin 5-mal am Tag den Koran reingepresst...auch
eine Art, Weihnachten zu feiern. Aber bei 30 Grad im Schatten und Plastikchristbaeumen
kommen ja eh recht wenig weihnachtliche Gefuehle auf.
Montag, 25.12.00 Auf nach Pulau Labuan, yeah! Aber scheisse g'laufen,
ohne Einreisestempel nach Brunei keine Ausreise aus Brunei. Das mussten
wir nach einer Stunde Anreise an den Hafen leider feststellen. Nun gut,
man hat ja als Reisender Unmengen von Zeit, also warten wir halt nochmal
schnell 2 Stunden auf den naechsten Bus zurueck, holen uns diesen daemlichen
Einreisestempel und sind nach weiteren 2 Stunden Busfahrt und einer Stunde
warten SCHON in der Faehre nach Labuan. Great!!!! Als wir naemlich gestern
von Limbang nach Brunei gekommen sind, war niemand an der Passkontrolle,
um uns zu kontrollieren. Dann dachten wir beiden halt, g'scheit wie wir
sind, dass man das halt in Brunei, dem Land der Oel-Heinis, nicht braucht...
Ok, endlich auf Labuan geht's noch direkt weiter nach Kota Kinabalu, wo
wir uns noch ein superschoenes Hostel suchen, das dann auch unser Unterschlupf
fuer den Rest unseres Urlaubs bleiben sollte.
Dienstag, 26.12.00 Kota Kinabalu ist so selten haesslich, das kann
man gar niemandem sagen. Baeh! D'rum fluechten wir uns auch gleich auf
eine der nahegelegenen Inseln, naemlich Sapi, welche Teil des Tunku Abdul
Rahman National Park ist. Dort braeunten wir dann endlich unsere noch
allzu weisslichen Koerper und erlebten eine sagenhafte Unterwasserwelt
beim Schnorcheln.
Mittwoch, 27.12.00 Regen, that sucks! Faulenzen, lesen, Museum,
Langeweile!
Donnerstag, 28.12.00 Juhuu, die Sonne scheint wieder! Da muss'
man natuerlich gleich wieder auf eine Insel, diesmal Mamutik! Da war's
echt wieder wunderbar. Um 5 trafen wir dann auf einen verschollenen Abenteurer
called Martin. Er hat's doch tatsaechlich geschafft nach KK (Kota Kinabalu),
der Bengel. Alle Achtung! :)
Freitag, 29.12.00 Frueh schon geht's mit dem Bus in den Gunung Kinabalu
National Park, um uns ins naechste Abenteuer zu stuerzen: Die Besteigung
des hoechsten Berges Suedostasiens, des Mount(=Gunung) Kinabalu, 4101
Meter.
---------------------------------------------- schnapp (Ralph darf dann
mal wieder...) ----------------------------------------------------------
To be continued...
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Begonnen hat alles im Dezember
1997 auf der Weihnachtsfeier des Labors für Holzbaukonstruktion an der
FH Rosenheim, wo ich in den Ferien und neben dem Studium arbeitete. Der
Leiter des Labors, Prof. Schwarz, war mit seiner Lebensgefährtin im Sommer
in Ladakh / Nordindien gewesen und beide zeigten uns voller Begeisterung
die Dias ihres Urlaubs. Ich kannte den asiatischen Kontinent damals nur
von einem viertägigen Stopover in Bangkok. Die Bilder aus dem Himalaya
faszinierten auch mich. Indien..... Himalaya...... Berge...... Ladakh......
Trekking, das alles weckte mein Interesse, zumal die Rosenheimer Hausberge
zwar schön sind, aber was ist schon der Wendelstein gegen den Himalaya?
Ich besuchte also die Rosenheimer Stadtbücherei und lieh mir erst mal
einen Stapel Bücher aus. Nepal kommt im Sommer wegen des Monsunregens
nicht in Frage, aber in Ladakh gibt es den ganze Sommer lang statistisch
nur 3 Regentage. Wenn das keine sonnigen Aussichten sind. Langsam formte
sich der Gedanke immer mehr zu einem konkreten Plan. Weitere Bücher wurden
ausgeliehen, alle möglichen Websites durchforstet, vom indischen Fremdenverkehrsamt
Informationen eingeholt. Der zeitliche Rahmen der Sommersemesterferien
sollte möglichst ausgenutzt werden, schließlich waren es die letzten großen
Ferien, bevor dann Diplomarbeit und das Berufsleben ins Haus standen und
nach dem Stress des achten Semesters muss man sich sowieso ein Zuckerl
gönnen. Ich hatte den Plan gefasst, ca. drei Wochen in den Bergen zu verbringen,
dann durch Rajasthan zu fahren und die letzte Woche in Diu am Strand zu
verbringen. Schließlich wurde der Flug gebucht, das Visum besorgt und
Ausrüstung gekauft.
Donnerstag, 06.August
München - Frankfurt - Neu Delhi
Am 6. August ging's dann endlich
los. Alle Prüfungen waren bestanden und ich konnte guten Gewissens zu
meiner Reise aufbrechen. Flughafen München: In der heutigen SZ gibt's
zum Auftakt einen Bericht über den "Krisenherd im Himalaya". Die Unterüberschriften
sind "Tägliche Gefechte an der Grenze", "Brutales Vorgehen der Armee"
und "Greueltaten der Rebellen". Na dann Mahlzeit, denk ich mir. Ich will
zwar nicht nach Kaschmir, aber der Krisenherd, von dem berichtet wird,
ist nur einige hundert Kilometer von meinem Zielgebiet entfernt. Aber
das kann mich von meinen Reiseplänen nicht abbringen und schließlich ist
man ja jung, dynamisch und flexibel und zur Not müssen die Pläne halt
kurzfristig geändert werden. Der Flug München - Frankfurt hat über eine
Stunde Verspätung. Ein Passagier hatte sein Gepäck schon eingecheckt,
war aber dann nicht an Bord erschienen. Nach einer neuen Sicherheitsvorschrift
muss sein Gepäck dann wieder ausgeladen werden und das dauert.... Der
Flug nach Frankfurt verläuft gut. Wir fliegen direkt über Pfaffenhofen,
nur leider merk ich es erst spät (an der Trabrennbahn) und dann ist es
für ein Foto schon zu spät. In Frankfurt wurde dann noch kurzfristig das
Abfluggate gewechselt, so dass ich um ein Haar nach Vancouver geflogen
wäre. Das lustige ist, dass der Boardkartenkontrolleur mich in meinem
Trekkingoutfit für einen Kanadier gehalten hat und erst im letzten Augenblick
gemerkt hat, dass meine Karte für einen anderen Flug ist. Wieder Hetzerei
zum richtigen Gate, aber ich erreich es noch rechtzeitig. Jetzt sollte
dem großen Abenteuer eigentlich nichts mehr im Weg stehen. Der Flug nach
Delhi ist etwas anstrengend. Die Impfungen, die Malariamittel, das Bier
vom Vorabend und wenig Schlaf zehren an den Kräften. Nachts um 1:00 Uhr
Landung in Neu Delhi. Als ich aus dem Flugzeug aussteig, hab ich erstmal
das Gefühl, gegen eine Mauer zu rennen. Heiß, feucht, schwül. Pfui Deifi
und hier soll ich die nächsten 7 Wochen verbringen! Die Einreiseformalitäten
sind schnell erledigt und ich beschließe, trotz aller Warnungen im LP
(Lonely Planet, weltbester Reiseführer) gleich in die Stadt zu fahren,
weil ich ja letztes Jahr in Bangkok auch keine Probleme damit hatte. Also
ruf ich bei einem Hostel an, man bestätigt mir, dass noch Zimmer frei
sind, ich kaufe ein Ticket für das City-Taxi, bei dem man als Tourist
nicht abgezockt wird und mach mich auf den Weg zum Taxistand. Gleich am
Ausgang zum Flughafen kommt mir ein Taxifahrer entgegen und übernimmt
meinen Rucksack. Das ganze kommt mir schon komisch vor, weil der Taxler
nicht sehr offiziell aussieht. Sein Taxi ist dann irgendwo in der hinterletzten
Ecke eines nur spärlich beleuchteten Parkplatzes eingeparkt. Aber das
ist in Indien auch kein Problem, weil beim Parken kein Gang eingelegt
wird und auch die Handbremse nicht angezogen wird. Der Wagen wird ein
Stück weiter geschoben - fertig. In der Zwischenzeit ist noch ein Kollege
des Taxlers aufgekreuzt, der mich ständig in wildestem Englisch belabert.
Wir fahren Richtung Innenstadt, soviel kann ich den Wegweisern entnehmen
und auch von der Richtung her müsste es passen. Wir fahren ziemlich lang
in der Stadt herum. Irgendwann hör ich dem Gelabere des Beifahrers dann
doch mal zu und er erzählt mir von den Feierlichkeiten anlässlich des
Nationalfeiertags und dass deswegen die Strassen rund um das Hostel, zu
dem ich will, gesperrt sind. Da der Nationalfeiertag wirklich bald ist,
rieche ich die Lunte nicht und wir fahren weiter durch die Gegend. Wir
fahren an einer wirklich gesperrten Strasse vorbei, die beiden labern
irgendwas und jetzt glaub ich's ihnen dann echt bald, dass die Strasse
gesperrt ist. Wir fahren weiter in eine ziemlich unbelebte, dunkle Gegend.
Plötzlich halten wir vor einem kleinen Büro, das hell erleuchtet ist.
Außen steht "Government Tourist Information" auf einem Schild und Innen
steht ein Officer in Uniform. Sieht alles hochoffiziell aus. Ich geh auf
Drängen des Fahrers rein. Der Officer erklärt mir, dass die Strassen gesperrt
sind. Ich sag ihm, dass ich im Hostel angerufen habe und die nichts von
gesperrten Strassen usw. gesagt hätten. Jetzt wird er sogar leicht wütend.
Die Touristen würden nichts glauben und die angebotene Hilfe ablehnen.
Etwas eingeschüchtert setz ich mich wieder ins Taxi und besteh drauf,
zu einer Jugendherberge gefahren zu werden. Wieder fahren wir ewig rum,
ich hab keine Ahnung wo und letztendlich landen wir wieder vor dem Büro
der "Government Tourist Information". Ich möchte gern eine der beiden
Jugendherberge anrufen, da sich ja zumindest eine ausserhalb des gesperrten
Gebiets befinden wird. Ich wähl sogar selber, aber am anderen Ende der
Leitung meldet sich eine höchst verschlafene Stimme. Alles sehr konfus.
Ich frage ihn, in welcher Strasse denn die Herberge ist und als er darauf
keine Antwort weiss, ist mir schon klar, was hier gespielt wird. Ein "Kollege"
des Officers sitzt irgendwo im Hinterzimmer und telefoniert mit mir. Das
Telefon hat gar keinen Amtsanschluss. Es ist ca. 2 Uhr nachts, ich bin
hundemüde und deprimiert. Ich sag ihnen, dass sie mich jetzt zu einem
Hotel bringen sollen, damit ich endlich meine Ruhe hab. Wir fahren in
erstaunlich kurzer Zeit zu einem Hotel, bei dem die Übernachtung umgerechnet
30 DM kostet. Für europäische Verhältnisse nicht teuer, aber für Indien
eine Abzocke! Die verfluchten Taxler wollen jetzt auch noch extra Geld,
weil sie ja ja soviel gefahren sind. Ich lehne erst ab, aber die gehen
einfach nicht! Weil ich eh schon alles beschissen finde, geb ich ihnen
noch 5 Mark, damit endlich Ruhe ist. Das Zimmer hat keine Fenster, es
ist heiß und feucht und ich schlaf extrem schlecht.
Freitag, 07.August, Erster
Tag in Delhi - Zum Kotzen!
Ich wach bereits um 6:00 Uhr
auf, hab schlecht geschlafen. Erst mal lese ich a bisserl im LP und komm
drauf, dass genau die Geschichte, die mir passiert ist, als typische Touristenabzockergeschichte
im LP steht und ich jetzt ein Hotel in dem typischen Viertel hab, wo alle
dummen (unerfahrenen) Touristen hinverschleppt werden. Ich will eigentlich
nur schnell raus und weg von hier. Ich mach mich auf den Weg zum Bahnhof.
Da das zu Fuß zu weit ist, nehme ich mir eine Rikscha, das sind die motorisierten
Dreiräder, die in Thailand n TukTuk heissen. Am Bahnhof herrscht reges
Treiben. An jeder Ecke will mir irgendein Schlepper ein günstiges Zugticket
verkaufen. Im LP hab ich gelesen, dass es speziell ein Ticketbüro der
Eisenbahngesellschaft für Touristen gibt. Das ist schnell gefunden, macht
aber erst in einer halben Stunde auf. Um den nervigen Schleppern zu entkommen,
geh ich in den Warteraum und trink erst mal einen Tee. Nebenher les ich
wieder im LP, um in Zukunft besser informiert zu sein. Der Tee ist ziemlich
stark. Langsam merk ich schon, das es mir im Magen gar nicht so gut ist.
Ich trink noch aus und dann merk ich schon, wie mir das Wasser im Mund
zusammenläuft, leider nicht vor Hunger! Ich pack schnell mein Zeug zusammen
und schau, dass ich raus komm. Jetzt pressiert's schon gewaltig! Zu allem
Überfluss kann ich kein WC oder ähnliches in erreichbarer Nähe ausmachen,
also such ich mir eine etwas stillere Ecke (ist sowieso egal, bei dem
Dreck, der hier überall rumliegt) und muss so richtig zünftig abkotzen.
...und der Tag kann beginnen! Mittlerweile hat das Ticketbüro für Touristen
auch geöffnet. Jetzt heißt es in der Warteschlange anstehen. Schon beim
Sitzen läuft mir die Soße nur so runter! Als ich endlich drankomme, erklärt
mir der Schalterbeamte, dass ich 1. Reservierungsscheine ausfüllen muss
und 2. einen Beleg für den Geldwechsel brauch. Als ich am Flughafen Geld
gewechselt hab, haben mir die Knallköpfe natürlich keinen Beleg gegeben!
Also füll ich gleich die Reservierungsscheine aus und mach mich auf den
Weg zur State Bank of India. Der Rikschafahrer fährt natürlich erst mal
zu einer wilden Wechselstube, bei der es keine Belege fürs Wechsel gibt,
dafür einen schlechten Wechselkurs und unglaublich günstige Zugtickets.
Ich erkläre, dass mich das alles nicht interessiert und ich jetzt zur
State Bank of India will. Dann fährt mich der Fahrer endlich zur State
Bank of India, die gerade öffnet. Dort ist es eine langdauernde Prozedur,
bis sich jemand dazu bequemt, die nötigen Formulare auszufüllen. Der Alltagstratsch
ist erst mal viel wichtiger, als einem lästigen Touristen Geld zu wechseln.
Einer der Banker verteilt Kugelschreiber und drückt mir mit einem Grinsen
auch einen in die Hand. Irre! So was abgefahrenes, wie in dieser Bank
hab ich selten gesehen! Dann kann das Umtauschprozedere endlich beginnen.
Mein neuer Hundertmarkschein wird eingehend untersucht, meine Personalien
festgehalten und schließlich hab ich 2265 Rupien und die begehrte Quittung
in der Hand. Zurück am Bahnhof geht alles recht zügig. Ich hab Tickets
für den Frühzug morgen 6:00 Uhr. Ich schau mir noch schnell eine Unterkunft
nahe am Bahnhof an, da ich nicht in dem Abzockerhotel bleiben möchte.
Es pressiert bereits, weil es schon 11:45 ist und um 12:00 ist Checkout-Time.
Der doofe Rikschafahrer findet das Hotel nicht und bis ich dann ausgecheckt
hab, ist es schon 10 nach 12. Der Typ an der Rezeption will (natürlich)
noch Extra-Geld für Steuern usw., aber ich erkläre ihm sehr deutlich und
nachdrücklich, dass ich nicht mehr zahlen werde. Nach einigen Telefonaten
hat er's dann auch aufgegeben und ich bin zum Main Bazar (Pahar Ganj)
gefahren, wo ich mich im Vivek Hotel einquartiert habe. Das Zimmer geht
mit dem Fenster zum Bazar raus und ist deswegen sehr laut, aber einigermaßen
sauber (mittlerweile weiß ich schon, was hier sauber heißt) und zentral.
Ich räum kurz mein Zeug zusammen und geh dann auf den Bazar raus. Hier
herrscht ein unglaubliches Gedränge und man kann so ziemlich alles kaufen,
was das Herz begehrt. Leider setzt mein altes Leiden wieder ein und ich
bekomm Nasenbluten. Ich glaub, das kommt von der schlechten, abgasverpesteten
Luft hier. Der Bazar ist so eng, dass genau ein Rikscha und links und
rechts zwei Leute Platz haben. Die Stromversorgung ist entweder kaum existent
oder sehr schlecht. Auf jeden Fall haben die Hälfte der Händler ihr Stromaggregat
auf der Strasse stehen. Wie das dann riecht, kann man sich vorstellen!
Durch Zufall entdecke ich, dass es auf dem Dach meines Hotels ein luftiges
Dachrestaurant gibt, das zu meinem Lieblingsaufenthaltsort in Delhi wurde.
Da oben treffe ich zwei Traveller, die zwar am selben Tag noch abfliegen,
aber ganz gute Tipps für Trekking und auch die Besteigung des Stok Kangri
haben. Um zehn Uhr abends geh ich ins Bett, aber auf dem Bazar ist bis
zwei Uhr früh volles Programm, so dass Schlafen zum Problem wird.
Samstag, 08.August, Ab in die
Berge!
04:30 Uhr. Es klopft an der
Tür. Der Hotelweckdienst funktioniert - ein Wunder! Natürlich hat er mich
voll in der Tiefschlafphase erwischt, in die ich letztendlich gefallen
bin. Im Halbdunkel der spärlichen Zimmerbeleuchtung packe ich meinen Rucksack
und lauf zum Bahnhof los. Der richtige Bahnsteig ist schnell gefunden.
Der Zug steht schon bereit, aber seltsamerweise steigt niemand ein. Immerhin
steht mein Name schon mal auf der Passagierliste. Eine halbe Stunde vor
Abfahrt steigen dann die Leute doch ein und auch ich such mir meinen Platz.
In meiner Reihe sitzt ein sehr introvertierter Engländer und eine Sikh-Familie
mit einem kleinen Jungen, der recht spaßig ist. Der Zug ist klimatisiert,
aber mit der kurzen Hose wird's mir gleich kalt, so dass ich froh bin,
als wir gegen Mittag in Kalka angekommen sind. In Kalka müssen wir den
Zug wechseln, da es auf Schmalspur im sogenannten toy train weitergeht:
In Shimla angekommen stehen erst mal alle Mitfahrer dumm am Bahnsteig,
weil keiner so recht weiß wohin. Das machen sich natürlich die Schlepper
zunutze, die bereits auf den Zug gewartet haben und wieder jeden in irgendein
Hotel kriegen wollen. Der mich anspricht heißt Dada und macht einen ganz
guten Eindruck. Ich schau mir sein Hotel an und sag ihm aber, dass ich
mir auch noch das YMCA-Hostel anschauen will. Er bringt mich sogar hin,
aber bei YMCA gibts erst am nächsten Morgen heisses Wasser, also bin ich
mit Dada in sein Hotel. Er begleitet mich sogar zum Abendessen. Da er
relativ gut Englisch spricht und sonst keine Touris unterwegs sind, mit
denen man reden könnte, ist mir das gar nicht so unangenehm. Ich leih
ihm meinen Trekkingreiseführer und geb ihm 250 Rs für das Busticket nach
Manali und könnte mich danach natürlich wieder selbst ohrfeigen, weil
der problemlos damit verschwinden kann.
Sonntag, 09.August, Shimla-Manali
Nachdem ich wieder mal früh
aufgewacht bin, hab ich einen Spaziergang durch Shimla gemacht. Mit Dada
hab ich vereinbart, dass er um 8:00 Uhr ans Hotel kommt. Um 8:00 Uhr bin
ich zurück und natürlich von Dada keine Spur! Ich verdammter Idiot leih
ihm das Buch und gebe ihm noch die 250 Rs für das Busticket. Auch die
Leute an dem Telefonladen, wo er erreichbar sein soll, haben ihn nicht
gesehen. Um 8:15 geh ich dann schließlich zur Bushaltestelle und da steht
Dada seelenruhig, trinkt Kaffee und sagt, dass das Office noch nicht aufhat
und er mich dann holen wollte, wenn der Bus da ist. Ich hol also meinen
Rucksack aus dem Hotel, krieg mein Ticket und mein Buch und alles ist
wieder in bester Ordnung. An die indische Pünktlichkeit muss ich mich
erst noch gewöhnen! Die Busfahrt ist dann erst mal ein Erlebnis für sich.
Die Strasse ist so eng, dass der Bus an den Spitzkehren genau durchpasst.
Im Inneren läuft die indische Hitparade zwar nicht rauschfrei, dafür a
bisserl lauter, eigentlich in maximaler Lautstärke. Die Musik inspiriert
den Fahrer dann auch dazu, etwas schneller zu fahren, als man es sich
in seinen wildesten Träumen vorgestellt hätte. Um Zeit zu sparen fährt
der Bus auch von 8:30 bis 12:00 Uhr ohne Pause durch. Zum Mittagessen
gibt's dann Dhal mit Chapati-Broten. Eigentlich ganz gut. Im Bus sind
auch drei junge Deutsche dabei, die aber allen Klischeevorstellungen von
Münchner Abiturienten voll gerecht werden: respektlos, laut und vor allem
cool. Die Reise geht weiter bis zu einem Dienstleistungszentrum für Busse,
das aus Holzhütten besteht, die am Straßenrand errichtet wurden. 10jährige
Jungen helfen beim Reifenwechsel und beim Ölwechsel. Sie sind von oben
bis unten ölverschmiert. Auch bei unserem Bus wird das Öl gewechselt und
fleißig geschraubt. Interessehalber schau ich mir das Profil der Reifen
an, aber da gibt's gar nichts zu sehen, weil kein Profil mehr vorhanden
ist. Teilweise sind auch fingergroße Stücke aus den Reifen herausgebrochen,
aber das alles darf hier kein Grund zur Beunruhigung sein! Kurz vor Manali
halten wir nochmal, weil wieder am Bus geschraubt werden muss. Um 19:00
Uhr kommt der Bus schließlich in Manali an. Wieder warten schon ganze
Heerscharen von Schleppern auf die Ankunft des Bus. Im LP gibt es aber
eine eindeutige Empfehlung für das Su-Kiran Guest-House. Die Besitzer
sind sehr nett, es kommt mir etwas schmuddelig vor, aber für 100 Rs ganz
in Ordnung. Danach geh ich zum Essen ins Sa-Ba-Restaurant, wo ich eine
Familie aus Bad Reichenhall treffe, die ganz nett ist. Zum Essen gibts
Masala Dosa, das sind harte Fladen mit Kartoffelfüllung, dazu eine Art
Suppe und eine würzige Soße. Alles schmecht erstaunlich gut! Auf der Suche
nach Papiertaschentüchern, wie man sie in Europa kennt, muss ich feststellen,
dass es einfach keine gibt. Seit diesem Tag bin ich die restliche Zeit
in Indien mit einer Rolle Klopapier in der Hosentasche rumgelaufen.
Montag, 10.August, Manali
In der Nacht regnet es wie
aus Kübeln. Wenn das so weitergeht, dann kann ich gleich nach Leh durchfahren.
Aber es sind nur die Ausläufer des Monsunregens und am Morgen ist wieder
alles trocken. Nach dem Frühstück im Sa-Ba Restaurant geh ich zur Tourist-Info
und frag nach, wann der nächste Bus nach Leh geht. Am nächsten Tag würde
nur ein Jeep fahren, wo noch vier Inderinnen mitfahren. Da ich mir denk,
dass das mit den Inderinnen sicher nicht der Mörderspaß wird, entschließ
ich mich, noch einen Tag zu warten und dann am Mittwoch mit dem Bus zu
fahren. Blick aus meine Zimmer in Manali Ich schau mir Old Manali an,
an dessen Ortsende ein wunderschönes Seitental beginnt. Es ist schon wieder
heiß und feucht und ich hab keine Ausrüstung zum Wandern dabei, so dass
ich wieder Richtung Dorf laufe. Ungefähr die Hälfte der Dorfbewohner sind
Hippies in allen Variationen, die sich hier niedergelassen haben. Kein
Wunder schließlich wächst das Ganja hier einfach so am Wegesrand. Allerdings
hab ich das Gefühl, dass diese Leute hier zwar (zwangsweise?) geduldet
werden, aber auf gewisse Weise auch die Kultur beeinflussen wenn nicht
sogar zerstören. In Manali gibt's keine großartigen Sehenswürdigkeiten,
nur einen Holztempel aus dem 14.Jh. Da hier auch einige indische Touristen
herkommen, gibt es auch direkt neben dem Tempel einen Vergnügungspark,
wo vom Kinderkarussell über Luftgewehrschiessen bis zum Yakreiten alles
geboten wird, nur diemal ausnahmsweise nicht für "Westerners". Danach
erst mal ins Sa-Ba zum Essen. Diesmal gibt's gefüllte Tomaten mit Reis.
Wieder absolut lecker! Ich wage es ausserdem einen Milchshake zu trinken,
mal schauen, wie der Darm drauf reagiert! Ich beschließe, den angebrochenen
Nachmittag mit einem Besuch des Dorfes Vashisht, das angeblich noch ursprünglicher
sein soll, als Old- Manali. Hier schwirren natürlich wieder einige Hippies
rum, aber es scheint ein Eldorado für Esoterik Freaks zu sein. An jeder
Hausecke gibt's Yoga-Kurse, Meditation und Schnickschnack. Das Dorf an
sich ist echt schön, lauter alte Holzhäuser, wobei meistens unten gleich
der Kuhstall integriert ist. (Auf einer späteren Tour durchs Wallis in
der Schweiz kommt mir alles sehr ähnlich vor!)
Dienstag, 11.August, Manali,
Naggar Castle
Nachts hat es wieder geregnet.
Ich hab fantastisch geschlafen. In dem Zimmer riecht es irgendwie sonderbar
nach einer exotischen Holzart oder vielleicht haben meine Vorgänger auch
alles mit Räucherstäbchen vollgeräuchert, aber das passt voll zu dieser
Umgebung und ist sehr angenehm. Ich geh zur Bushaltestelle, weil ich gerne
nach Naggar fahren und dort ein Schloss anschauen möchte. Ich stell mich
in der Schlange an. Das Reichenhaller Paar ist auch da und sagt mir, dass
in dieser Schlange eigentlich alle nach Leh fahren wollen. Ich wechsle
in eine andere Schlange, komm schließlich dran und man erklärt mir, dass
man im Bus zahlen muss. Auch gut, dann bleibt mir noch genug Zeit zum
frühstücken. Eine Stunde dauert die Fahrt, kostet den unglaublichen Betrag
von 10 Rs (ca. 50 Pf), aber dafür ist der Bus auch voll besetzt. In Naggar
geh ich zu dem Schloss rauf, das gerade renoviert wird. Auch ein Restaurant
ist integriert und ich bleib erst mal zum Essen und lese. Der Toast ist
gut, die Sonne scheint, ein mildes Lüfterl weht und alles ist total relaxt.
Das Schloss ist total schön und wird nach der Renovierung bestimmt noch
schöner sein. Ausser dem Schloss gibt es in Naggar noch das Haus eines
russischen Künstlers und ein Museum über die Kunst und Kultur der Stämme
im Himalaya zu besichtigen. Das Haus von Roerich ist sehr beeindruckend,
alles erinnert mich sehr an Axel Munthes Villa San Michele auf Capri.
Die Heimfahrt nach Manali könnte wahrscheinlich ins Guiness Buch der Rekorde
kommen. Wie viel Leute passen in, an und auf einen Bus, so dass dieser
noch über Straßen im Zustand einer Stoßdämpferteststrecke fahren kann?
Abendessen wieder im Sa-Ba Restaurant, diesmal gibt's Spinat mit Hüttenkäse.
Es schmeckt wieder köstlich; hoffentlich bekommt es mir auch gut!
Mittwoch, 12.August, Busfahrt
Manali-Leh, erster Tag
Aufstehen um 4:30, und packen,
denn um 5:45 sollen alle an der Bushaltestelle sein. Dort lern ich auch
Wolf, einen jungen Architekten aus München kennen, mit dem ich noch einige
Zeit in den Bergen verbringen werde.Die Busfahrt ist sehr aufregend, da
der Zustand der Strassen brutal ist und die Aussicht überwältigend.
Auf der Passhöhe des Baralacha La (4800 m) hab ich zum ersten mal die
Höhe so richtig gemerkt. Als ich aus dem Bus ausgestiegen bin, hab ich
mich richtig high gefühlt. Seit Mittag geht's mir gar nicht so gut, weil
ich mir scheinbar auch noch eine Erkältung eingefangen hab. Dann bricht
langsam die Dunkelheit herein. Eine Deutsche aus dem Bus erzählt, dass
sie gehört hätte, ein Bus hätte vor kurzem kein Licht gehabt und der Busfahrer
hätte sich von den Touristen Taschenlampen ausgeliehen, um weiterfahren
zu können. Uns beschleicht mehr und mehr das Gefühl, dass das auch bei
diesem Bus so ist, weil es schon fast ganz finster ist und der Fahrer
immer noch ohne Licht fährt. Erst als man schon wirklich gar nichts mehr
sieht und wir schon ein richtig schlechtes Gefühl haben, schaltet er plötzlich
das Licht ein und die Fahrt geht noch zwei Stunden in absoluter Dunkelheit
weiter. Wir erreichen schließlich Sarchu, ein Zeltlager für die Nächtigung
auf der Fahrt Manali - Leh. Mir gehts inzwischen richtig beschissen, ich
hab keinen Appetit und das heisst was! Ich nehme zwei Aspirin und geh
schlafen. Nachts wach ich ständig auf und hab zwischendurch immer denselben
Albtraum, dass die Strasse nach Leh gesperrt ist.
Donnerstag, 13.August, Busfahrt
Manali-Leh, zweiter Tag
Heute soll der schlimmste Tag
auf der gesamten Reise werden. Schon zum Frühstück kann ich nur etwas
Tee trinken. Ich trage meinen Rucksack selbst auf das Dach des Busses
hoch und schon diese leichte Anstrengung wird zum Gewaltakt. Da es mich
gestern im Bus nur so durchgeschüttelt, versuch ich heute in der Mitte
zwischen den beiden Achsen zu sitzen, da dort die Schlaglöcher nicht so
zu spüren sind. Leider sind meine Beine so lang, dass ich genau 2 cm Platz
vor meinem Knie hab, wenn ich auf dem Sitz ganz nach hinten rutsch. Drei
Stunden halt ich diese Stellung aus, dann werden meine Beine ganz lahm
und tun auch noch weh, so dass ich die Rüttelei hinten wieder gern in
Kauf nimm, wenn ich mich wenigsten bewegen kann. Wir fahren ca. 50 km
durch ein Hochplateau., das kein Ende zu nehmen scheint. Das Fotografieren
macht mir heut auch keine Freude. Ich bin total ausgelaugt und sehne nur
das Ende dieser Busfahrt herbei. Irgendwann erreichen wir den Taglang
La, den zweithöchsten mit dem Auto befahrbaren Pass der Welt. Auf einem
Schild entdecke ich echtes Inglish (Unbelievable is not it?) Kurz bevor
wir die Passhöhe erreichen ist das Kopfweh zu einem Presslufthammer geworden,
der in meinem Kopf wütet. Ich muss unbedingt tiefer runter, sonst sieht's
echt schlecht aus! Um 18:00 Uhr kommen wir endlich in Leh an. Jetzt heißt
es eine Unterkunft zu finden. Ich geh mit Wolf und der Deutschen etwas
außerhalb des Dorfes und wir finden sehr schöne Unterkünfte. Mein Zimmer
ist in einem schönen Guesthouse und ca. 40 qm groß. Die Familie ist sehr
nett, ich trage mich in das Gästebuch ein und krieg eine Tasse Chai. Leh
ist überhaupt ganz anders, als der Rest von Indien, den ich kennen gelernt
habe. Das fing schon an, dass keine Schlepper da waren, als unser Bus
ankam. Alles sehr positiv! Mein Guesthouse (die beiden mittleren Fenster
im ersten Stock sind meine) Mein Zimmer, in das ich immer wieder zurückgekehrt
bin. Wir quatschen bis halb zehn. Dann werden in Leh quasi die Gehsteige
hochgeklappt und man muss mit Taschenlampe seinen Weg nachhause suchen.
Straßenbeleuchtung ist hier ein Fremdwort.
Freitag, 14.August, Leh
Heute ist relaxen angesagt.
Meine Höhenbeschwerden und die Erkältung sind weg und es geht mir wieder
glänzend. Außer Tagebuch-, Postkartenschreiben und Bummeln tu ich nichts.
Samstag, 15.August, Leh
Heute um 5:30 aufgestanden
und zur Stupa hochgelaufen. Von dort lässt sich der Sonnenaufgang ganz
gut beobachten. Danach geh ich ins Dorf runter und treffe mich mit Wolf.
Jetzt gilt es Leute zum mittrecken zu suchen. Wir informieren uns in den
zahlreichen Travel Agencies, befragen Tashi, einen nepalesischen Bergführer,
den die Deutsche kennt, der uns aber auch nur auf eine Agentur verweist,
bei der wir eh schon waren. Wir schauen auf alle Schwarzen Bretter in
den German Bakerys, suchen verschiedene Leute in ihren Hotels und landen
letztendlich bei CD Cold Desert Adventure Travel, der 4 Franzosen hat,
die noch jemand suchen würden zum mitgehen. Für Wolf und mich ist es die
erste derartige Unternehmung, so das wir uns sehr unsicher sind, ob wir
alles richtig machen und ob uns 8 Tage Trekking nicht zu viel wird.
To be continued.....
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